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Was wird aus dem Wissmann-Denkmal? Ein Jahr lang stand das historische Denkmal zur Erinnerung an den deutschen Afrika-Forscher Hermann von Wissmann am Ufer des Hamburger Hafens an den Landungsbrücken, damit sich die Bevölkerung ein Urteil bilden und ihre Stimme abgeben konnte zu der Frage, ob das Denkmal verschwinden oder wieder einen dauerhaften Platz in der Hamburger Öffentlichkeit einnehmen soll. Obwohl es von Linksextremen mehrfach beschmiert und beschädigt wurde und auch in der Hamburger Lokalpresse überwiegend mit von Geschichts kenntnissen ungetrübten, dafür aber um so gehässigeren Kommentaren begleitet wurde, stimmten 95 Prozent der fast 6000 an der Abstimmung per Internet beteiligten Bürger für die öffentliche Wiederaufstellung. Das paßte offenbar den Initiatoren der zeitweisen Wiederaufrichtung des Denkmals nicht in den Kram, und so verschwand der bronzene Wissmann in den Magazinen des Hamburger Staates.
Ursprünglich hat das Denkmal zur Erinnerung an einen Mann, der in erster Linie Wissenschaftler war, und zwar einer, der seinerzeit einen weltweiten Ruf genoß, in Daressalam, der Hauptstadt der Kolonie Deutsch-Ostafrika, gestanden. Als die Sieger des Ersten Weltkrieges den Deutschen die Kolonie wegnahmen, stellten sie das Denkmal dem Deutschen Reich zur Verfügung, das es vor der Hamburger Universität aufstellte. So stand die 2,60 Meter große Bronzestatue Wissmanns auf einem 2,20 Meter hohen Granitsockel - am Fuße war ein etwa 2,20 Meter großer Askari der deutschen Schutztruppe plaziert - bis im Zweiten Weltkrieg eine britische Fliegerbombe Wissmann vom Sockel stieß. Wiedererrichtet konnte es nur bis 1968 seinen Platz einnehmen. Dann kamen die linksradikalen Revoluzzer und wiederholten das Zerstörungswerk der britischen Bomber. Die Statue verschwand in einem Magazin.
Der 1853 in Frankfurt an der Oder geborene Hermann Wissmann hatte die Ehrung verdient. Als junger preußischer Offizier wollte er an einer wissenschaftlichen Expedition durch Afrika teilnehmen, sah sich aber plötzlich an ihrer Spitze, nachdem der Initiator und Leiter des Expedition Paul Rogge erkrankte und Wissmann seine Stelle einnehmen mußte. So durchquerte Wissmann als einer der ersten Weißen Afrika von der angolanischen Westküste bis zur Ostküste und erforschte dabei die Tier- und Pflanzenwelt, die einheimische Bevölkerung, Flußläufe und Gebirge. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er vom belgischen König Leopold eingeladen, in seinem Auftrag weitere Forschungsreisen durch Zentralafrika zu unternehmen. Von 1883 bis 1885 durchquerte Wissmann den Erdteil vom Kongo bis zur Sambesi-Mündung. Nach der Rückkehr legte er in einigen Büchern die Ergebnisse seiner Forschungen nieder und galt bald international als einer der bedeutendsten Afrika-Forscher.
Deutsche Privatpersonen und Firmen schlossen auf eigene Initiative in der folgenden Zeit Schutz- und Landerwerbsverträge mit afrikanischen Häuptlingen und gerieten dabei in Konflikt mit der arabischen Oberschicht, die bis dahin einen florierenden Sklaven- und Elfenbeinhandel betrieb. Als sie einen Aufruhr inszenierte, beauftragte die Reichsregierung den ortskundigen Oberleutnant Wissmann, mit einer Söldnertruppe das Land zu befrieden. Unter der Führung von 21 deutschen Offizieren, Ärzten und Beamten sowie 40 Unteroffizieren schlug die Truppe, bestehend aus Somali, Zulu und Sudanesen, den Aufstand nieder und bekämpfte gemeinsam mit englischen Truppen erfolgreich den Sklavenhandel. Wissmann wurde geadelt, zum Reichskommissar ernannt und, nachdem Ostafrika offiziell deutsche Kolonie geworden war, ihr erster Gouverneur, ein Amt, das er aber aus gesundheitlichen Gründen schon nach kurzer Zeit aufgeben mußte. In seiner Heimat verfaßte er weitere wissenschaftliche Bücher, in denen er seine Forschungsreisen auswertete.
In Tansania gilt Wissmann noch heute als Begründer der Naturschutzgebiete. Ihm ging es besonders um den Schutz der schon damals gefährdeten Elefanten, Nashörner und Flußpferde. Er veranlaßte, daß sie durch internationale Verträge geschützt wurden.
Es ist angesichts dieser Tatsachen unverständlich, daß heute bestimmte Gruppen, die zwar nur klein, aber lautstark sind, diesen zu seiner Zeit hoch angesehenen Afrika-Forscher heute einen "Kolonialverbrecher" schimpfen. Jedenfalls war das die Begründung, als die 68er das vor der Hamburger Universität stehende Denkmal vom Sockel stürzten. Offenbar wollen sie sich jetzt dem Votum der übergroßen Mehrheit der Denkmalbesucher an den Landungsbrücken widersetzen, die die Wiederaufstellung fordern.
Unverständlich ist das Verhalten der Hamburger politischen Führung. Anfragen von verschiedenen Seiten, wann denn nun endlich die Wissmann-Statue wieder aufgestellt wird, werden ausweichend beantwortet. Die Kulturbehörde laviert in ihren Antworten, als sei nicht sie es, die maßgeblich über das Denkmal zu befinden habe, sondern eine ausländische angebliche Künstlerin im Bunde mit einigen ganz offenkundig scharf links eingestellten Kulturgruppen.
Nun hat bekanntlich seit geraumer Zeit in der Hamburger Bürgerschaft die CDU die Mehrheit, und sie stellt auch in der Person von Ole von Beust den Bürgermeister. Anfragen an den kulturpolitischen Sprecher der CDU-Fraktion, Dietrich Rusche, wie denn nun die politische Führung den eindeutig bekundeten Willen der kulturinteressierten Hamburger umzusetzen gedenkt und warum den bronzenen Wissmann wieder errichtet, werden nichtssagend beantwortet: "Konkrete Vorstellungen gibt es bisher noch nicht. Die CDU-Fraktion hat sich mit diesem Thema bisher auch noch nicht befaßt." Es ist der Partei offenbar egal. Statt einen eigenen Standpunkt zu bilden und durchzusetzen, ordnet man sich lieber irgendwelchen unautorisierten Linken unter.
Zu diesem Kapitel gehört die Erhaltung des Grabes von Hermann von Wissmann. Er liegt in Köln auf dem Melatenfriedhof begraben. Die Liegezeit läuft ab. Der "Traditionsverband ehemaliger Schutz- und Überseetruppen", Emden, bemüht sich gemeinsam mit Wissmann-Nachkommen, das Grab zu restaurieren und zu erhalten, und hat daher zu einer Sammlung aufgerufen, die bisher ein positives Echo fand. Es fehlt nur noch ein verhältnismäßig kleiner Betrag.
Denkmal und Grabstätte sind Erinnerungsstätten der deutschen Geschichte, die es verdienen, erhalten zu werden. |
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