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Seine Rolle in der "Der Postmeister" lernte Heinrich George in der Lagerhaft auf russisch spielen. Er führte das Stück vor seinen russischen Aufsehern auf. Die kannten trotzdem kein Erbarmen. Stalins Soldateska ließ ihren prominenten Häftling George jämmerlich verrecken. So wie weitere 12000 im Russen-KZ in Sachsenhausen Inhaftierte.
Der Vater von Götz George ("Schimanski") war ein bekannter Schauspieler, einer der bekanntesten in Deutschland vor dem Krieg. Der aus Stettin stammende Mime hatte als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg gedient und war schwer verwundet worden.
In der Weimarer Zeit hatte er gute Kontakte zur KPD, trat sogar als Redner bei Parteiveranstaltungen auf, organisierte Streiks. Er war trotzdem so beliebt, daß die Nazis an ihm nicht vorbeikamen, ihn nach 1933 gewähren lassen mußten. George wurde Regisseur und Intendant des Berliner Schillertheaters.
Als Gegenleistung spielte er in Propagandastreifen wie "Hitlerjunge Quex", "Jud Süß" und "Kolberg" mit. Dafür sperrten ihn die Russen 1945 ins KZ. Insgesamt deportierte die Besatzungsmacht 60000 Menschen in das Lager nördlich von Berlin. Am 26. September 1946 verstarb George nach einer Blinddarmoperation. Im Osten blieb George wegen seiner Arbeit im NS-Staat ein "faschistischer Verbrecher".
Auch nach 1990 wurde George noch als "Nazi-Schauspieler" verunglimpft. Dies ging so weit, daß sogar sein linkslastiger Sohn Götz sich "von wahnsinniger Wut gepackt" sah angesichts der Pauschalvorwürfe gegen seinen Vater. 1994 wurden dessen Gebeine aus dem Massengrab exhumiert und nach Berlin verbracht. 1998 rehabilitierten ihn die Russen.
Der 60. Jahrestag seines Todes ist in diesem Jahr dennoch achtlos verstrichen. Und das in einer an Jubiläumsveranstaltungen und Gedenktagen sonst so reichen Zeit.
Mit einiger Verspätung veranstaltet nun ein Opferverein doch noch eine angemessene Gedenkveranstaltung, bei der alte Filmausschnitte gezeigt werden. Neben zwei Mithäftlingen wird auch Jan George, der andere Sohn des toten Schauspielers, daran teilnehmen. Vielleicht ist es die letzte Chance, etliche Zeitzeugen jener traurigen Epoche noch einmal zusammen zu erleben.
Gedenkveranstaltung für Heinrich George
Ort: Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Stalinismus e.V., Nikolaikirchplatz 5-7, 10178 Berlin (Nikolaiviertel),
Zeit: Dienstag, 17. Oktober 2006, 19 Uhr |
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