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Bodenspekulation
Die Landwirtschafts- und Lebensmittelbehörde des Königsberger Gebiets hat wegen der in jüngster Zeit zu konstatierenden schleichenden Zunahme extensiven Landaufkaufs Alarm geschlagen. Obwohl die Katasteramtpreise für einen Hektar Land noch mit 17.000 Rubel veranschlagt (rund 540 Euro) werden, kaufen heute Investoren Äcker für Groschen auf. Im Kreis Angerapp tauchten kürzlich beispielsweise durchreisende Landkäufer auf, die für sieben Hektar Land gerade einmal 3.500 Rubel bezahlten (etwa 111 Euro). Auf die gleiche Weise handelten die Landkäufer in den Gegenden um Cranz, Preußisch Eylau und Neuhausen. In fünf Kreisen des Gebiets beträgt der Anteil des derart aufgekauften Landes schon 1.000 Hektar. Dieses Land wird nicht bearbeitet und fällt somit aus der Nutzung für die Landwirtschaft. Die Landwirtschaftsbehörde vermutet, daß die Landkäufer die Äcker lediglich für Spekulationszwecke aufkaufen. So wird damit gerechnet, daß zum Beispiel im Kreis Cranz die Bodenpreise durch den Bau der Ölplattform D-6 steigen werden. Eine von der Landwirtschaftsbehörde zu dieser Frage einberufene Konferenz hat beschlossen, die Bodenbesitzverhältnisse zu überprüfen und die Verkaufsbestimmungen für Grund und Boden zu reformieren. Immerhin war bei der Konferenz festgestellt worden, daß in einigen Regionen des Königsberger Gebietes die Bodenpreise in den vergangenen Jahren bereits von einem US-Dollar pro Hektar Land auf 1.000 Dollar hochgeschnellt sind.
Albertina-Premiere
Zum ersten Mal erhielten Studenten aus der Bundesrepublik Deutschland die Möglichkeit, an der Albertina einen Sommerkurs "Russische Sprache für ausländische Studenten" zu belegen. Der Kurs wurde im Rahmen der Arbeit des "Zentrums für russische Sprache" durchgeführt. Für das Kurzstudium meldeten sich 36 Berliner Studenten der Fachrichtung "Russistik" an. Zum Programm des zweiwöchigen Kursus gehörten neben den gewöhn- lichen Lehrstunden auch ein umfangreiches Exkursionsprogramm sowie Treffen mit Abgeordneten der Gebietsduma, Politikern aus Pillau und Mitar- beitern der Auslandsabteilung des Königsberger Bürgermeisteramts.
Feuer in Friedland
Der rund 30 Kilometer vom Stadtzentrum entfernte Truppenübungsplatz von Friedland brennt. Schon seit einigen Tagen hängt ein dichter Nebelvorhang über der Stadt, ist die Luft von Brandgeruch geschwängert. Der Wind komme von Südost und treibe die Flammen in Richtung bewohnter Gebiete, heißt es, und für die Feuerwehr sei es unmöglich, zum Brandherd durchzudringen, weil die nächsten Wege einige Kilometer entfernt lägen. Laut dem russischen Fernsehsender NTW ist die Brandursache unsachgemäßer Umgang mit Feuer durch Pilzesammler, die trotz strengster Verbote des Militärs immer wieder in der Nähe des Truppenübungsplatzes ihrem Hobby nachgingen.
Der Truppenübungsplatz von Friedland dient dem Militär als Schießanlage. Im sumpfigen Gelände des Waldes werden Granaten und ähnliche Geschosse gezündet. Einige von ihnen, so die Befürchtung, könnten tief im Sumpf versunken liegen und explodieren, wenn sie mit dem Feuer in Berührung kämen. Bewohner der umliegenden Dörfer wollen sogar schon häufiger Detonationen gehört haben. Die Undurchdringlichkeit des Sumpf- und Waldgeländes erschwert den Helfern den Löscheinsatz. So konnte die Feuerwehr den Brand bisher nur vom Rande aus bekämpfen. Außerdem mangelt es sowohl an technischen Hilfsmitteln als auch an Menschen zur Eindämmung des Feuers. Deshalb hat die zuständige Feuerwehr bereits Verhandlungen mit der Baltischen Flotte geführt, die neben Personal auch Löschflugzeuge zur Verfügung stellen soll. Sollte das Ersuchen abgeschlagen werden, könnte das Feuer sich weiter ausbreiten und Zehntausende Hektar Wald vernich- ten.
Kanal wieder frei
Der Königsberger Seekanal ist wieder für die Seefahrt geöffnet. Nach einem Schiffsunglück hatte er für 24 Stunden gesperrt werden müssen. Bei Dunkelheit war der Fischkutter "Junga" mit dem Frachter "Wolgo-Balt-210" zusammengestoßen und gesunken. Ein Fischer konnte sich sofort retten, ein anderer gilt noch als vermißt. Taucher konnten seinen Leichnam weder auf dem Schiff noch in der Nähe des Unfallortes finden. Nach ihm wird noch gesucht.
Die Bergung des Kutters zog sich in die Länge, weil die an Bord befindlichen Fischernetze seinen Rumpf umwickelt hatten. Die herbeigeeilten Rettungsmannschaften des Königsberger Hafens konnten mit Hilfe eines Schwimmkrans der Firma "Luk-oil-Kaliningradmorneft" das gestrandete Fischerboot schließlich wieder an die Oberfläche ziehen. Beinahe zwei Stunden dauerte es, das Wasser aus dem Boot zu pumpen und den Kutter in den Hafen zu ziehen, wo nun Ermittler versuchen, die Ursache für das Unglück herauszufinden und den Schuldigen zu ermitteln.
Zoll griff zu
Zollfahnder haben in Gumbinnen einen Fünf-Rubel-Schein aus dem Jahre 1909 im Gepäck eines 38jährigen St. Petersburgers sichergestellt. Der Geldschein steckte in einem Fotoalbum, das der Russe nach Polen ausführen wollte. Der Ertappte gab an, keine Ahnung davon gehabt zu haben, eine Antiquität, deren Ausfuhr aus der Russischen Föderation verboten ist, mit sich geführt zu haben. Die Zollbehörde will den Fall untersuchen. MR |
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