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Gedanken für Intellektuelle

 
     
 
Mit Augusto Pinochet ist endlich mal wieder ein Diktator verstorben, auf den man vorbehaltlos böse sein konnte. Bei den anderen Polit-Brutalos, die sich in der jüngeren Vergangenheit auf Höllenfahrt begeben haben, ging das nicht so richtig. Die hatten sich nämlich auf ihr Unterdrückerleben besser vorbereitet als der Chilene, indem sie sich früh einen gewissen Andenkenschutz zulegten. Der kluge Mann baut eben nicht bloß für den Lebensabend vor, sondern auch für die Zeit danach.

Pinochet hat gezeigt, wie man es nicht macht. Sein schwerster Fehler: Er hatte versäumt, rechtzeitig einen sozialistische
n Mantel über seine Herrschaft zu werfen. Hätte er Karriere in der roten Partei gemacht und Allende im Politbüro verhaften lassen, um "die Revolution vor dem Zugriff der Konterrevolution zu retten", wären dieser Tage gewiß einige Tränen für ihn geflossen. Alle fortschrittlichen Menschen wären sich sicher, daß diese Leute, die in Santiago Anti-Pinochet-Plakate mit den Bildern ihrer verschleppten Verwandten hochhalten, irgendwas mit der CIA zu tun haben.

Pinochet, du dummer Augusto! Guck dir nur den guten Fidel an. Der ist noch nicht mal richtig tot und füllt unsere Herzen trotzdem schon mit leiser Trauer. Gut, er hat manchmal hart zugegriffen, aber das waren ja auch harte Zeiten, damals. Wer ihm heute in den deutschen Medien begegnet, der trifft nicht etwa einen "Diktator Castro, unter dessen Herrschaft Tausende in Kerkern verschwanden oder emigrieren mußten", nein, den umweht aus Zeitungen und TV-Geräten prickelnd der "Mythos Fidel". Ein linker Pinochet hätte, bei gleicher Zahl seiner Opfer, seinen "Mythos Augusto" bestimmt auch bekommen. Image wird gemacht, das hat mit Taten nicht viel zu tun.

Hoffentlich schaut Wladimir Putin gut zu. Das Image des russischen Präsidenten sackt gerade auf das Niveau eines neapolitanischen Mafia-Paten, nur ohne Gel im Haar. An seinem Rußland ist im Grunde alles falsch: Es ist nicht einmal richtig demokratisch, weshalb wir uns eigentlich hüten mögen, soviel Energie von dort zu importieren, weshalb wir uns - aus Gründen der demokratischen Hygiene - doch lieber in Nordafrika oder Saudi-Arabien besorgen sollten. Zudem: Russische Großunternehmen steigen in unsere Konzerne ein, was deshalb bedenklich ist, weil in Rußland wirtschaftliche Macht politisch ausgenutzt wird statt umgekehrt wie in den USA.

Und diese Polonium-Geschichte stinkt ja ohnedies zum Himmel! Wir werden ja sehen, ob die Hintermänner ans Licht gebracht werden. Wenn nicht, haben wir den Beweis, daß Rußland in Wahrheit gar kein moderner Staat ist, sondern eine von düsteren, mordbereiten Klüngeln in alle Winkel durchseuchte Räuberhöhle. Was wollen wir uns noch alles bieten lassen, bis wir Rußland auf die Liste der Schurkenstaaten setzen und vom Welthandel ausschließen? Etwa, bis ein mißliebiger russischer Ministerpräsident während des Urlaubs von angeblich unaufspürbaren Killern unter einer Palme namens Olof erschossen wird? Oder bis ein russischer Provinzpolitiker unter den denkbar undurchsichtigsten Umständen in seiner Badewanne ertrinkt? Oder gar der Präsident selbst von jemandem niedergestreckt wird, der, bevor er aussagen kann, selbst umgelegt wird? Wir, die gestandenen Demokratien des Westens, müssen Rußland klar vor Augen halten, daß in unseren Reihen solche "ungeklärten" Metzeleien zur Ächtung des Landes führen. Und für immer mit uns verscherzt haben es Staaten, in denen Kungeleien von Politikern mit sinistren Mordbuben möglich sind! Russen, merkt euch das, zum Aldo Moro noch mal!

Angela Merkel hat dem Nachbarn ja bereits den Marsch geblasen. Deren Ansehen leide, sagte sie in diplomatischer Anteilnahme. Geschickt, Moskau ist darob zwar genervt und versteht den Fingerzeig, kann sich aber kaum beschweren, wenn sich Berlin um Moskaus Ansehen sorgt, weil das ja eigentlich eine nette Geste ist, auf den ersten Blick. Auf den zweiten ist solcherlei "Sorge" natürlich nichts anderes als ein Tritt zwischen die Lenden.

Das paßt zu der ausgefuchsten Frau im Kanzleramt. Alle unterschätzen sie und ihre Koalition und lachen darüber, daß jetzt schon das zweite Gesetz wegen rechtlicher Schlamperei beim Bundespräsidenten abgeblitzt ist. Und wenn das Methode hat? Das Volk lechzt danach, daß auch bei Politikern endlich das Leistungsprinzip angewendet wird. Nachdem Wählen gehen keine erbaulichen Ergebnisse mehr bringt, wie wir 2005 leidend erfuhren, müssen andere Methoden der Politikerbenotung her.

Wer denkt bei Benotung nicht gleich an seine Schulzeit? Dämmert s? Genau! Ein Gesetz, das schlechter ist als schlecht, das buchstäblich gar nicht geht und vom Präsidenten durchgestrichen an die Autoren zurückgeschickt wird, ist eine glatte Sechs. Und was passiert, wenn ein paar Sechsen das Zeugnis ruinieren?

Da haben wir s! Angela Merkel setzt alles daran, sitzen zu bleiben, um die Legislaturperiode wiederholen zu müssen. Denn eines hat Lehrer Köhler gelernt: Den Versager einfach von der Schule zu schmeißen, bringt gar nichts. Der sucht sich danach einfach einen coolen Job bei der russischen Gasprominenz (die schon wieder!) und dreht allen eine Nase. Schlechtes Vorbild.

Ein Lehrer muß aufpassen, daß seine Anstalt nicht so weit in Verruf gerät, bis am Ende sogar der eigene Bürgermeister vom Besuch seiner Anstalt abrät wie in Berlin. Da hat der "Regierende" im Vorbeigehen die Bildungseinrichtungen eines ganzen Stadtteils ins Klo gespült.

In der Politik gehen die Uhren nicht anders. Steil sinkende Mitgliederzahlen in den großen Parteien zeigen, daß immer mehr Deutsche den Beitritt scheuen. Sie meiden die Parteien aus den gleichen Gründen, aus denen Klaus Wowereit eigene Kinder niemals auf so eine "Problemschule" in Kreuzberg schicken würde, wie er freimütig zugab.

Da sind einmal die schlechten Bildungsaussichten: Man lernt nichts Richtiges, sondern nur, wie man sich auf die gemeinste Art im Gewimmel durchschlägt - in der Politik wie auf dem Kreuzberger Schulhof.

In der beiderlei schlechter Gesellschaft verkommt zudem die Sprache: "Kanak-Sprak" nennt man den türkisch-deutschen Kauderwelsch, den sich im "Problemkiez" auch deutsche Kinder aneignen, um nicht aufzufallen. Stellen Sie sich vor, sie entdecken eines Morgens, daß Ihr schönes Deutsch infolge eines unüberlegten Parteibeitritts zu "Polit-Sprak" verkommen ist und Sie nicht mehr klar heraus sagen können: "Das ist falsch!", sondern nur noch stammeln: "Dem würde ich ein Stück weit widersprechen." Igitt!

Haltung, Bildung und Sprache verfallen - aber die Politik muß ja irgendwie weitergehen, wie die Schule. Merkel weiß und nutzt das. Ihre Chancen, daß es nach vier Jahren über Schwarz-Rot heißt: "Das war nichts, das machen wir noch mal", steigen mit jedem Gesetzesfiasko weiter.

Merkel ist so schlau, weil sie seit langem emanzipiert ist. Ob ihr Handeln allerdings für das Fortkommen der deutschen Gattung insgesamt von Vorteil ist, kann nach den Erkundungen von besonders rückwärts gewandten US-Forschern in Zweifel gezogen werden. Sie wollen endlich herausgefunden haben, warum die Neandertaler ausgestorben sind: Weil deren Frauen "emanzipiert" gewesen seien.

Statt daß die Frau brav zu Hause blieb, wie beim Homo sapiens bis vor kurzem üblich, waren Herr und Frau Andi Doppelverdiener, sie zogen gemeinsam auf gefährliche Großwildjagd. Enorm fortschrittlich, für viele Neandertalerinnen aber tödlich. Die Homo-sapiens-Hausfrau war daheim sicherer. Wenn ihr Gatte nicht mehr zurückkehrte vom riskanten Ausflug, waren die Kinder trotzdem versorgt und ein Witwentröster war gewiß auch bald zur Stelle. Weiß Eva Herman schon von der Studie?
 
     
     
 
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