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Während der "Spiegel" aus Anlaß der 56. Wiederkehr der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht mit einer 20teiligen Serie "Die Gegenwart der Vergangenheit" und "Professor Guido Knopp" im ZDF mit einer neu erstellten Serie "Hitlers Frauen und Marlene" aufwartet, wirft eine kleine Meldung im "Focus"(16/01) ein helles Licht auf die dunkle Lage unserer Tage. Danach heißt es dort, daß "neun von zehn ehemaligen NS-Zwangsarbeitern bereits mindestens einmal entschädigt worden" sind. "Insgesamt zahlte Deutschland an diese Menschen weltweit 106 Milliarden Mark, teilte Eichels Behörde mit."
Es rächt sich nunmehr, nachdem Veruntreuungen von Wiedergutmachungsgeldern in Polen, der SU/Ukraine und anderswo bekannt wurde, daß der Personenkreis der Antragsteller nicht sorgfältig auf Anspruchsberechtigung hin untersucht wurde. Spätestens nach den kritischen Untersuchungen des amerikanischen Wissenschaftlers Finkelstein wäre eine Aufklärung im Interesse der jüngeren Steuerzahler zwingend geworden. Auch ältere Deutsche sollten endlich in den Genuß jener Entschädigung kommen, da sie, wie andere auch, in das mörderische Räderwerk eines Weltwirtschaftskrieges gelangten, der seine Opfer nicht nur auf den Schlachtfeldern, sondern auch bei der Vertreibung aus dem Osten Deutschlands und in den Zwangsarbeitslagern fand. Die Bundesregierung hält dies nicht für angemessen, wohl aber ein größerer Teil unseres Volkes.
So wird bei der am 17. Mai stattfindenden Hauptversammlung der Deutschen Bank in Frankfurt am Main der Dachverband kritischer Aktionäre einen Gegenantrag stellen, der darauf abzielt, "eine Kürzung der Bruttodividende um 1 Prozent" zur Zahlung in einen Zwangarbeiterfonds für ausschließlich Deutsche vorzunehmen. In der Zweckbestimmung heißt es: "Einzahlung in einen Zwangsarbeiterfonds, aus dem ausschließlich deutsche Zwangsarbeiter entschädigt werden. Da Deutsche vom Zwangsarbeiterfonds der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft ausgeschlossen sind, fordere ich die Bundesregierung auf, sich mit einem gleich hohen Entschädigungsbetrag wie den für ausländische Zwangsarbeiter zu beteiligen. Ebenso muß es die Aufgabe der Bundesregierung sein, die Staaten, in denen deutsche Zwangsarbeiter jahrelang unter unmenschlichsten Bedingungen oftmals bis zum Tode ausgebeutet wurden, aufzufordern, sich im Rahmen der Gleichbehandlung an den Zahlungen in oben genannten Fonds zu beteiligen. Damit durch einseitige Entschädigung kein neues Unrecht an deutschen Zwangsarbeitern begangen wird!" Der Dachverband fordert, daß der Bilanzgewinn auf ein noch "einzurichtendes Treuhandkonto" eingezahlt werden sollte.
Doch diesem Vorstoß liegt auch die abschlägige Antwort des Vorstandes der Bank vor, der in einer Stellungnahme ausführte: "Unser Engagement in der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft verbindet mit dem Anliegen humanitärer Hilfe für Zangsarbeiter im Dritten Reich und andere Opfer des Nationalsozialismus das Ziel des Rechtfriedens für deutsche Unternehmen. Wir teilen nicht die Ansicht von Herrn Prosse, der in erster Linie mit einem Appell an die Bundesregierung die Einrichtung einer vergleichbaren Stiftung unter Beteiligung der deutschen Wirtschaft zugunsten ehemaliger deutscher Zwangsarbeiter im Ausland fordert." Ärgerlich. Eine Einrichtung, die "Deutsche Bank" heißt, kann sich nicht aus der deutschen Geschichte stehlen. P. F. / U. Meixner
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