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Aus der Not eine Tugend gemacht hat die Alte Nationalgalerie in Berlin: Während zwei große Sonderausstellungen in den Räumen der Romantik Platz beanspruchen, sind die sonst dort gezeigten Werke auf Reisen geschickt worden. Unter dem Titel "A German Dream. Masterpieces of Romanticism from the Nationalgalerie Berlin" werden nahezu 60 Gemälde der deutschen Romantik in der National Gallery of Ireland in Dublin präsentiert (bis 30. Januar). Anlaß dieser Ausstellung ist der 150. Gründungstag des Museums. Klassische Landschaften von Philipp Hackert und Porträts von Anton Graff sind ebenso zu sehen wie Werke von Karl Friedrich Schinkel , der durch den englischen Landschaftsgarten stark beeinflußt war, und natürlich Gemälde von Caspar David Friedrich. "Über Blechens Realismus setzt sich der Rundgang fort zum Berliner Biedermeier und zu den späten Romantikern Dresdens, Düsseldorfs und Wiens", erläutert Bernhard Maaz, Kustos der Alten Nationalgalerie und Kurator der Ausstellung, die Schau, die einen Rundblick über "eine der facettenreichsten Epochen deutscher Kunst-, Literatur- und Geistesgeschichte vorstellt".
Die Besucher der Alten Nationalgalerie müssen jedoch in diesen Wochen nicht auf ihre Romantiker verzichten. Neben der Präsentation von Friedrichs "Watzmann" sind in der Ausstellung "Wolkenbilder" verschiedene Werke zur "Entdeckung des Himmels" zu sehen (bis 30. Januar). Die Ausstellung, die zuvor in Hamburg gezeigt wurde (wir berichteten) und später im Aargauer Kunsthaus im schweizerischen Aarau zu sehen sein wird, präsentiert Werke von Künstlern des Barock, der Romantik bis zur Moderne. Während die Meister des Barock Wolken noch als Throne der Heiligen nutzten, sahen die Künstler um die Wende zum 19. Jahrhundert die Himmelserscheinungen plötzlich mit ganz anderen Augen. Die Wolken wurden zum eigenständigen Motiv, waren nicht mehr nur Staffage. Die europaweite Begeisterung für Wolken erfaßte so renommierte Maler wie John Constable, William Turner, Friedrich Dahl, Carl Blechen und Caspar David Fried-rich. Die Künstler der Klassischen Moderne wie Emil Nolde, August Strindberg, Ferdinand Hodler und Piet Mondrian nutzten später das Abstraktionspotential der Wolkenphänomene für ihre Arbeiten. Die Berliner Ausstellung zeigt die vielfältigen Aspekte im Spannungsfeld zwischen Naturwissenschaft und Kunst.
Im Mittelgeschoß der Alten Nationalgalerie ist eine weitere Ausstellung zu sehen, die bereits in Hamburg gezeigt wurde: "Im Garten von Max Liebermann" (bis 9. Januar). In immer wieder neuen und faszinierenden Perspektiven hat Liebermann den Nutzgarten, die Blumenterrasse mit dem Fischotterbrunnen von August Gaul, die Gartenbänke und die Heckengärten, den Birkenhain gemalt. Bis Ende 2005 sollen die Villa am Wannsee und der Garten vollständig rekonstruiert werden. Die Ausstellung verstehen die Veranstalter auch als Unterstützung dieses Projektes. hast
Caspar David Friedrich: Zu den wohl bedeutendsten Darstellungen einer Hochgebirgslandschaft in der Romantik zählt dieses von Caspar David Friedrich 1824/25 geschaffene großformatige Werk "Der Watzmann", das noch bis zum 30. Januar im Mittelpunkt einer Ausstellung der Alten Nationalgalerie in Berlin steht. Anlaß der Ausstellung ist der glückliche Umstand, daß dieses 1937 aus jüdischem Besitz für die Sammlung gekaufte und nun restitutionspflichtige Gemälde von den Nachkommen des Vorbesitzers dank des Engagements der DekaBank für die Alte Nationalgalerie zurückerworben werden konnte. Konfrontiert wird dieses Meisterwerk mit Arbeiten von Malern aus dem Dresdner Kreis um Friedrich, um die unterschiedliche künstlerische Auffassung zu zeigen, aber auch um die gemeinsame Begeisterung für das Hochgebirge deutlich zu machen. Der Pommer Friedrich hat die Alpen nie gesehen, er verwandte für "seinen Watzmann" als Vorlage eigene und fremde Skizzen aus dem Harz und dem Riesengebirge Foto: Museum
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