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Putin plant strategisches Dreieck Moskau-Peking-Neu-Delhi

 
     
 
Von Antonia Radelbeck

Von der Weltöffentlichkeit wegen der Ereignisse in Jugoslawien weitgehend unbemerkt hat vor kurzem Rußlands Präsident Wladimir Putin Indien einen Staatsbesuch abgestattet Vordergründig ging es vor allem um Waffengeschäfte. Die russische Presse sprach vo "Panzergeschäft des Jahrhunderts". Auf etwa 6,6 Milliarden
Mark wird da Volumen angesetzt. Indien ist traditionell stark von russischen Waffensystemen abhängig Zur Sprache gekommen sind sicher auch die indischen Schulden gegenüber Rußland von etw zehn Milliarden Dollar.

Doch auch der zunehmende Einfluß der Amerikaner in der Region macht Putin zu schaffen US-Präsident Clinton war gerade im Frühjahr in Delhi gewesen und hatte dort eine überaus freundlichen Empfang von der Staatsführung und der Presse erlebt. Die wachsend indische Mittelschicht sympathisiert in steigendem Maße mit den USA. In Washington geh man sogar so weit, für Indien die guten Beziehungen zum Verbündeten Pakistan aufs Spie zu setzen. Moskau ist alarmiert. Denn die Beziehungen Rußlands zu Indien sin traditionell gut. Das war schon unter den Präsidenten Pandit Nehru und Indira Gandhi so Während des ganzen Kalten Krieges war das Land ein treuer Verbündeter des Kreml. Unte Jelzin wurden diese Achse zum zweitgrößten Land Asiens allerdings stark vernachlässigt

Der Besuch Putins muß im Zusammenhang mit der Neuorganisation der russische Diplomatie in Asien gesehen werden, in einem Bereich, der für Moskau von höchste Wichtigkeit ist. In den letzten zehn Jahren hat sich die strategische Position Rußland in Asien allerdings dramatisch verschlechtert. Denn die USA haben bereits einen breite Keil vom Schwarzen Meer über Georgien, Aserbai-dschan bis nach Kasachstan und zu den nu unabhängigen Staaten des Mittleren Ostens getrieben. Ölinteressen spielen dabei ein wichtige Rolle. Gleichzeitig schneidet dieser Keil jedoch auch Rußland von de islamischen Staaten und dem indischen Subkontinent ab.

Die arabischen Staaten und Persien, ebenfalls weitere frühere Betätigungsfelder de Russen, sind wegen des Krieges in Tschetschenien und der Parteinahme zugunsten Serbien gegen die muslimische Bevölkerung Ex-Jugoslawiens etwas zurückhaltend geworden. Daz kommt, daß von Rußland zur Zeit keine wesentliche Militärhilfe erwartet werden kann Bleibt außer Indien noch China: Bereits 1998 hatte der damalige russisch Ministerpräsident Jewgenij Primakow den Chinesen ein "strategisches Dreieck" zwischen Moskau, Neu-Delhi und Peking vorgeschlagen, war damit bei ihnen allerdings au taube Ohren gestoßen. Das muß aber nicht für alle Zeit so bleiben. Immer mißtrauische wird China gegenüber den Amerikanern, die sich ihren Weg mittels McDonald’s un Menschenrechten ins Land der Mitte bahnen wollen.

China verfolgt traditionell eine Politik der globalen Antihegemonie. Zu einer Zeit, in der auch Moskau als Supermacht auftrat, richtete sich diese Politik insbesondere gegen die Sowjets. Dieses globale Gleichgewicht hat sich seit 1989 in rasantem Tempo zugunsten de USA verschoben. Die Vereinigten Staaten, so stellt es inzwischen auch der ehemalig US-Präsidentenberater Zbigniew Brzezinski mit einer geradezu brutalen Offenheit fest sind inzwischen "die einzige Weltmacht". Nicht nur Rußland bekommt das zu spüren.

Gerade deshalb wird möglicherweise Moskaus Klopfen an der Tür Pekings eines Tage erhört werden. Denn auch Chinas Politik ist darauf aus, den alles durchdringende Einfluß Amerikas zu relativieren. Nicht zuletzt dies war ein Grund für die besonder guten Beziehungen der chinesischen Führung zu Milosevic´s Serbien. Daher wolle auch bis heute die Vermutungen nicht verstummen, die amerikanischen Bomben auf die chinesische Botschaft in Belgrad seien keineswegs ein Zufall gewesen, sondern ein "Warnung" Washingtons an die Chinesen. Kein Zufall ist es da wohl auch, wenn ma jetzt hört, Marko Milosevic´, der Sohn des Ex-Präsidenten, führe sein Belgrade Firmenkonglomerat inzwischen von Peking aus weiter. Auf dieser Ebene könnten sic künftig tatsächlich die antiwestlichen Interessen der drei großen Länder Rußland Indien und China zu einem "strategischen Dreieck" treffen.

Ein Hindernis bleiben sicher die bilateralen Probleme zwischen Indien und China, die vor einigen Jahrzehnten bereits einmal im Himalaya mit Waffengewalt ausgetragen wurden Und noch heute schwelt das Kaschmir-Problem nicht nur zwischen Indien und Pakistan. Vo der Bergregion, auf die Indien Anspruch erhebt, hat sich auch China einen Teil angeeignet Putin hat sich daher auch für eine Verbesserung des indisch-chinesischen Klima eingesetzt. Tatsächlich wird ein gutes Einvernehmen Rußlands mit den beiden große asiatischen Kontinentalmächten künftig von zentraler Bedeutung für Moskau sein.


 
     
     
 
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