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Reiner Nationalismus

 
     
 
Deutscher Nationalismus sei der Antrieb des VW-Konzerns, in Belgien 4000 Stellen abzubauen, erklärten belgische Politiker und Arbeitnehmer-Vertreter. Unfreundliche Töne aus dem Nachbarland!

Hintergrund: Volkswagen zieht die Produktion des Golf aus dem Werk Forest bei Brüssel zugunsten des Stammwerks in Wolfsburg und dem Werk im sächsischen Mosel ab.

Da Forest eine jährliche Produktion von 193000 Golf und 10000 Exemplar
en des Modells Polo vorweisen konnte, ist dies für das Werk ein herber Schlag, denn 4000 von 5400 Stellen sind dadurch gefährdet.

Hinter der Entscheidung steckt aber erkennbar eine wirtschaftsstrategische Notwendigkeit von VW: Der Weltmarkt ist gesättigt und das Unternehmen kämpft gegen Überproduktion.

Nachdem VW im Juni dieses Jahres angekündigt hatte, 20000 Stellen abzubauen, um Kosten zu senken, einigten sich die deutschen Tarifparteien auf eine Anhebung der Arbeitszeit von 28,8 Stunden auf 33 Stunden in der Woche ohne Lohnausgleich.

Nun kann VW den Golf auch in zwei statt drei Werken produzieren. "Die Produktion ist in Belgien nicht billiger als in Deutschland", erklärte zwar der Autowirtschaftsexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen. Aber es gebe zu viele Streiks in Belgien.

Offensichtlich sind die Streiks nicht nur zahlreicher, sondern auch aggressiver.

Die "Neue Zürcher Zeitung" zitierte jedenfalls einen belgischen Gewerkschafter, der gegenüber dem belgischen VW-Werk "militante Aktionen" angekündigt haben soll. Das Werk stand bei Redaktionsschluß bereits seit Tagen wegen der Streiks still. 3000 fertig montierte Pkw konnten nicht ausgeliefert werden.

Belgien ein Land mit aggressiver Streikkultur? - Ein Problem, das der VW-Konzern offiziell nicht bestätigen will.

Ein Konzernsprecher erklärte in dieser Woche gegenüber der Freiheits-Depesche, daß in Deutschland weniger gestreikt würde, "und wenn, dann kommt es hier schnell zu einer Einigung".

Die deutsche Außenhandelskammer in Brüssel sieht insbesondere in den Streiks der belgischen Nahverkehrsbetriebe - hier wird gleich mehrmals im Jahr die Arbeit niedergelegt - ein Problem, da so die Arbeitnehmer öfter mal nicht zur Arbeit erschienen. Da bleibe schon mal was liegen.

Ein Problem, das wohl auch die Konkurrenz nicht kaltgelassen hat: 2003 hatte "Ford" in Genk 3000 Stellen abgebaut.

"Ford" denkt zwar wieder an einem Ausbau des Standortes, das ist aber derzeit nicht mehr als ein Hoffnungsschimmer.

Auch "Renault" hat in den letzten zehn Jahren 3200 Arbeitsstellen in Vilvoorde gestrichen und "Opel" im gleichen Zeitraum in Antwerpen sogar 4000.

Ganz wohl scheint sich aber die VW-Konzernführung in Wolfsburg mit ihrer ökonomisch nachvollziehbaren Entscheidung nicht zu fühlen.

Der designierte Konzernchef Martin Winterkorn kündigte jedenfalls an, den möglichen Bau von jährlich 70000 bis 100000 Exemplaren des "Audi"-Kleinwagens A1 (ab 2009) im Werk Forest prüfen zu wollen. Der A1 soll in Konkurrenz zu dem Mini von BMW treten.
 
     
     
 
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