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Unter dem Titel „Ein Jahr nach der EU-Osterweiterung – Mitteleuropa auf dem Weg nach Westen“ kamen die Teilnehmerinnen des Politischen Frauenseminars der Freundeskreis Ostdeutschland () im November in Bad Pyrmont zusammen. Die Bundesvorsitzende der ostdeutschen Frauenkreis e, Uta Lüttich, und Peter Wenzel von der hatten in schöner Tradition zum Politischen Frauenseminar 2005 in das Ostheim eingeladen und eine starke Resonanz erfahren. Die für eine vortreffliche Organisation und Leitung Verantwortlichen, Uta Lüttich und Peter Wenzel, begrüßten 40 Funktionsträgerinnen der örtlichen Gruppen aus dem ganzen Bundesgebiet und dem südlichen Ostdeutschland. Zum aktuellen Seminarthema waren ausgesucht kompetente Referenten geladen, und wieder zeigte es sich, daß die Seminarteilnehmerinnen sich als beeindruckend gut motiviert und informiert erwiesen.
In ihrer Einführung zum Seminar erinnerte Uta Lüttich unter anderem daran, daß es in der europäischen Geschichte in vielen Jahrhunderten ein fruchtbares Zusammenwirken der Völker im östlichen Raum Europas gegeben habe, und daß man sich auch im zusammenwachsenden Europa daran erinnern solle, daß die Würde des Menschen unantastbar sei. Sie zu achten und zu schützen sei Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
In der Einführung von Peter Wenzel, der aus Krankheitsgründen seinen Vortrag nicht selbst halten konnte, ging es um die Bezeichnung „Ostmitteleuropa“ des polnischen Historikers Oskar Halecki. Es handelt sich hierbei um eine Reihe von Staaten östlich von Deutschland und westlich von Rußland. In der Zwischenkriegszeit war Ostmitteleuropa durch die Existenz von wenigen kleineren, relativ machtlosen Staaten gekennzeichnet. Diese ostmitteleuropäische Staatenwelt brach in dem Augenblick zusammen, als Deutschland und die Sowjetunion erstarkten. Nach 1990 machten die neuen Demokratien Ostmitteleuropas den größten Teil der Länder aus, die 2004 in die EU aufgenommen wurden. Es geht dabei um die Staaten Litauen, Lettland und Estland. Das Königsberger Gebiet sei bislang der Verlierer der EU-Osterweiterung, so das Resümee.
Polen hat im November 2000 das Rahmenübereinkommen des Europarates über den Schutz der nationalen Minderheiten ratifiziert, das im April 2001 in Kraft getreten ist. Ute Marie Eichler betonte im Namen Peter Wenzels, daß zum Thema der gesellschaftspolitischen Aufarbeitung von Flucht und Vertreibung noch einiges zu tun bliebe.
Erster Referent war Robertas Kupstas von der Universität Kaunas. Er sprach über die Ziele und Perspektiven der litauischen Außenpolitik im Rahmen der Mitgliedschaft des Landes in der Nato und EU. Er berichtete darüber, was sie inzwischen erreicht hätten und noch erreichen wollten. Sie erwarteten durch die EU-Osterweiterung vor allem mehr Sicherheit und Stabilität.
Nächster Referent war Andrejs Urdze vom Haus Annaberg in Bonn. Er zeigte den Weg Lettlands von der Wiedergewinnung der Unabhängigkeit bis heute auf. In einem zweiten Beitrag beleuchtete er in seiner lebhaften und überzeugenden Art die Frage der nationalen Minderheiten in Lettland. Diese Regelung wäre vorbildlich für die übrigen Staaten Ostmitteleuropas.
Richard Donitza, Direktor der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien referierte über die Problematik der deutschen Minderheiten. Radermacher, ehemaliger Chefredakteur des es , erläuterte in seinem Referat „Estland und seine Integration in die Europäische Union – Historische Entwicklung – Gegenwart – Zukunftsperspektiven“ die positive Entwicklung seines Landes.
Oxana Vitvitskaja, von der Universität Marburg und russische Doktorandin aus Königsberg, sprach über „Rußland und die EU, rechtliche und politische Probleme des Königsberger Gebietes nach der EU-Osterweiterung“. Professor Margit Eschenbach aus Zürich hatte das auch heute noch alle sehr bewegende Thema „Eigentlich sind wir (auch) von hier. Zur Frage der gesellschaftspolitischen Aufarbeitung von Flucht und Vertreibung der Deutschen“, ein Thema, das noch lange nicht abgeschlossen ist. Zum besseren Verständnis zeigte sie einen eindrucksvollen in Ostdeutschland selbst gedrehten Film über das Verhältnis von Altbürgern zu Neubürgern. Im Anschluß an alle Vorträge ergaben sich lebhafte Diskussionen.
Zum Schluß des Seminars bildete der Dia-Vortrag von Ute Marie Eichler in Anlehnung an das Referat von Radermacher eine echte Bereicherung. Eichler, die eine begeisterte Kennerin und Liebhaberin Estlands ist, ließ in einem Streifzug durch Estlands Vergangenheit mit einem Blick auf die Gegenwart, untermauert von erlesenen Dias, alle teilhaben an den Besonderheiten dieses außergewöhnlich schönen Landes. Sie war es auch, die den Vortrag von Peter Wenzel zum Thema „Dialog und kommunale Außenpolitik – Zur Partnerschaftsarbeit der Freundeskreis Ostdeutschland und ihrer Kreisgemeinschaften“ den Anwesenden vortrug. Es gab am Ende viel Lob, Dank und Blumen für die tüchtigen Organisatoren Uta Lüttich und Peter Wenzel, für die Referenten sowie für die umsichtigen Gastgeber, das Heimleiter-Ehepaar Winkler. Sie alle hatten dazu beigetragen, daß die Teilnehmerinnen wieder einmal tüchtig aufgetankt und motiviert waren für die bevorstehende Arbeit in ihren Gruppen.
Die stattliche Teilnehmergruppe beim Trakehner |
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