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Brest-Litowsk

 
     
 
Betr.: Folge 9/01 – "Der Frieden von Brest-Litowsk"

Der Vergleich des Friedensvertrages von Brest-Litowsk mit dem von Versailles hinkt noch aus ganz anderen Gründen als den angegebenen. Rußland verlor 1918 ausschließlich nichtrussische Gebiete, bei Deutschland war es 1919 umgekehrt. Es ist ein Unterschied, ob Deutschland Straßburg, Kattowitz, Thorn und Memel abtritt oder Rußland Helsinki, Warschau, Reval oder Kiew verliert.

Guido Bulirsch Hamburg

 

 

Instrumentalisiert

Betr.: Folge 48/00 – "Die selektive Entrüstung"

Man könnte mit einem Bruchteil der derzeit eingesetzten Gelder in Afrika Auffanglager für Asylanten errichten. Mit Lehmhütten, Pflicht zur Feldarbeit und keiner Gelegenheit etwa zum Dealen. Die Zahl der Asylbewerber würde auf ein Hundertstel schrumpfen. Doch dann verdient die Industrie nicht mehr an den Asylanten! Dann hat man keine Möglichkeit mehr, von Skinheads zu reden, aber auf die Rechten einzudreschen. Es geht auch gar nicht wirklich um Humanität. Wohl der breiten Masse. Aber die wird manipuliert. Wir wissen beispielsweise seit Jahrzehnten, daß Fischer in Afrika aufs Meer fahren und daß es dort keine Seenotrettungsboote gibt. Tausende ertrinken jährlich. Wo bleiben die Aufrufe, etwa ein Jahr lang auf Zigarette
n, Alkohol, Bordellbesuche, Schokolade und so weiter zu verzichten und das Geld für Rettungsboote in Afrika zu spenden? Fehlanzeige. Auf dem Meer ertrinkt es sich nicht so medienträchtig wie in einem Sebnitzer Schwimmbad! Es geht gar nicht um Humanität. Die Leichen werden instrumentalisiert. Die Humanität wird zur Hure gemacht. Das ist vielleicht noch schlimmer als der Tod einiger Asylanten und Türken.

Heinrich Sellmann, Bad Oldesloe

 

 

Wir brauchen ein Sprachschutzgesetz

Betr.: Folge 7/01 – "Programm oder Software?" und "Wenn Verlegenheit die Nation ersetzt"

Der neue Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin hat kürzlich ein "Gesetz zum Schutz der deutschen Sprache" abgelehnt. Er verlangt statt dessen mehr "Gelassenheit" zur Sprachentwicklung. Also Gemach, Gemach! Zurückhaltung also! Soll die Kolonisierung der deutschen Sprache weiter geduldet werden?

Die deutsche Sprache wird mit höchstem Wachstumstempo immer mehr verhunzt. Wir befinden uns inmitten der Krise unserer Sprache. Anglizismen, Denglisch, Kauderwelschenglisch, Technosprachen, überzogene Symbolisierung, Fäkalien- und Ekelausdrücke, unschöne Tiernamen, Ramboverhalten, komisch-gräßliche Artikulation, Fehlen von Schamhaftigkeit verbreiten sich heute zunehmend. Werteverluste wachsen immer mehr an. Dies geschieht überhaupt nicht nur in der praktizierten Umgangssprache der Jugend.

Es ist längst erkannt und historisch nachgewiesen, daß "Gelassenheit" in den wichtigen Fragen der Gesellschaft, für die der Minister plädiert, Abwarten, Zuschauen, Behäbigkeit, Ignoranz, Arroganz, Selbstzufriedenheit einschließlich solcher von Amts wegen tatsächlich objektiv notwendige Prozeßabläufe aufhalten. Das gilt für die ganze Gesellschaft, aber zum Beispiel auch für Innovationspolitik in der materiellen Sphäre. Und die heutige Sprachkatastrophe vollzieht sich, wenn man die reale Welt kennt und berücksichtigt, auch nicht nur in einigen unbedeutenden, sondern in sämtlichen Bereichen unserer Gesellschaft in hohem Tempo. Das betrifft zum Beispiel auch die Sprache im heutigen Theater, auf Bühnen und bei "bands" "vor der Haustür" sowie zotige Programme (zum Beispiel der Berliner Skandalrocker "Knorkator"). Da Sprache auch der Verhaltenssteuerung dient, verkommen mit ihr auch manche Regie- und Intendantenanweisungen. Ein himmelschreiender Beweis war die "Regieleistung" in der "Czardasfürstin" an der Semper-Oper. Der von einer Leiche abgetrennte Kopf sowie deren Gliedmaßen tanzten miteinander nach den vorgegebenen sprachlichen Regieanweisungen auf der Bühne. Die Sprachkrise unserer Sprache ist tatsächlich in allen Bereichen unseres Lebens in vollem Gange. Diese Krise ist also längst ausgebrochen.

Fernsehen, Werbung und anderes treiben diese Prozesse maßlos voran. Ungünstig wirken auch andere gesellschaftliche Erscheinungen auf diese krisenhaften Vorgänge ein. In circa zehn bis 20 Jahren wird in unseren Großstädten der Anteil Deutscher und damit unserer Sprache ganz erheblich zurückgehen. Gesellschaften mit niedrigen Geburtenraten und hohem Wohlstandsniveau sind nämlich höchst erstrebenswerte und anziehende Zuwanderungsziele. Diese Umstände bringen große Zuwanderungsströme hervor. Bis 2030 würde in Deutschland ein Einwanderungsüberschuß von jährlich 400 000 Personen eintreten müssen, um den Bestand der Bevölkerung auf etwa 80 Millionen zu gewährleisten. Hinzu kommt, daß heutige Individualisierungsprozesse unserer Wohlstandsgesellschaft mit Tendenzen zur "Selbstauslöschung" verbunden sind. Mit allen Reproduktionsproblemen nehmen zukünftig negative Einflüsse auf unsere Sprache weiter zu. Sie beschleunigen die Prozeßabläufe.

Bei Prozeßabläufen in der Wirtschaft sowie in den materiellen Produktionsprozessen werden negative Ablauferscheinungen neuerlich durch adäquate Methoden zunehmend verhindert. Hier wird in schon vor sich gehenden und bereits früher optimierten Problemlösungsprozessen verändernd und korrigierend flexibel eingegriffen. Es sind also nicht mehr die statischen Problemlösungsablaufprozesse von gestern die modernen Antworten für neue anstehende Entscheidungen. Es sind Eingriffe zu sachgemäßen Korrekturen in die sich vollziehenden sprachlichen Prozesse dringend geboten.

Der "Gelassenheit" sollte schnellstens eine aktive Phase der Sprachbeeinflussung und -gestaltung in sämtlichen durch Sprache vermittelten Prozessen folgen.

Der charakterisierten Verunstaltung unserer Sprache hält der Kulturstaatsminister entgegen, daß Deutsch bis zum Abitur Pflichtfach sein soll. Dieser guten Absicht ist zwar zuzustimmen; aber sie kann natürlich nur von einer Basis aus erfolgreich eingesetzt werden, die heute in der Grundschule für unsere Muttersprache geschaffen wird. Zum Beispiel standen früher in Sachsen-Anhalt 14, später zwölf Stunden für Deutsch zur Verfügung. Jetzt beträgt die wöchentliche Stundenzahl fünf beziehungsweise sechs!! Wohlgemerkt. Für die Muttersprache!

Wir brauchen zur Beherrschung der eingetretenen Situation und zur Rettung unserer Sprache längst ein "Gesetz zum Schutz der deutschen Sprache". Das muttersprachliche Selbstbewußtsein muß dazu eine erhebliche Stärkung erfahren. Daß der Kulturstaatsminister ein solches Gesetz als "Minderwertigkeitskomplex" versteht, ist unbegreiflich und für die staatliche Wirksamkeit hinderlich. In Frankreich werden seit dem Jahre 1994, in Norwegen ebenfalls und seit Mai 2000 auch in Polen Sprachenschutzgesetze verwirklicht. Es werden darin Pflichten, Kontrollen und Strafen vorgesehen, zum Beispiel für Rundfunk- und Fernsehsender sowie die Werbebranche und so weiter und so fort. Worin bei unseren europäischen Verbündeten in diesen Gesetzen nun "Minderwertigkeitskomplexe" bestehen sollen? – dazu müßten seitens des Ministers die sachlich-korrekten Beweise vorgelegt werden, ohne unsere freundschaftlichen diplomatischen Beziehungen zu gefährden.

Die gegebenen Bedingungen und Erscheinungen verlangen die Beseitigung von "Gelassenheit" und mehrseitigen Widerstand gegen Sprachverhunzungen. Wir brauchen ein "Gesetz zum Schutz der deutschen Sprache" und damit zur Sicherung unserer Muttersprache.

Prof. Dr. habil. Alfred Henze, Halle an der Saale

 

Ursachen des Frustes bei der Bundeswehr

Betr.: Folge 10/01 – "Verlorener Haufen"

In seinem Jahresbericht äußert sich der Wehrbeauftragte besorgt über Frust, Attraktivitätsverlust und zunehmende rechtsextreme Vorfälle bei der Bundeswehr. Auch wenn sich diese von den Medien so überdimensioniert aufgemachten Vorfälle überwiegend als Toilettenschmierereien entpuppen, sind sie doch weitgehend aus besagtem Frust, weniger aus Gesinnung entstanden.

Daß unser Staatswesen mit seinen vollmundig beschworenen freiheitlich-demokratischen Grundwerten bisher nicht in der Lage war, diese glaubwürdig und sinngebend zu vermitteln, scheint mir das eigentlich Besorgniserregende dieser Entwicklung zu sein. Die Ursachen sind eben nicht nur materieller, sondern primär, wie gern unterschlagen, ideeller Natur. Eine soldatische Gemeinschaft ist eben kein Industrieunternehmen, sondern funktioniert nach anderen Prämissen, wie militärischen Traditionen, Vorbildern, Fahnen, Symbolen, Kameradschaft und Corpsgeist. Leider hat die Truppe hier wenig zu bieten, im Gegenteil: Schon die christdemokratische Führung "säuberte" und entfernte Traditonszimmer, benannte Kasernen um, suchte Nachwuchs in Blättern des linken Spektrums und ermunterte zu Gesinnungsschnüffelei bei Kameraden nach der DDR-Methode "Horch und Guck". Derart eingestimmt dürfen sich die Soldaten als Mörder beschimpfen lassen (ihre Väter und Großväter bei der Wehrmacht waren es ja ohnehin) und werden mit dem Schwure, Recht und Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, für Interventionen in fernen Ländern vorbereitet.

Es ist gewiß nicht die Schuld des Bundeswehrsoldaten, wenn das einst so hoch angesehene deutsche Soldatentum auf einem gesellschaftlichen Stellenwert unterster Stufe anlangt.

Gerd Kresse, Lagesbüttel

 

Autodiebstahl

Betr.: Erfahrungen in Königsberg

Damit Ihnen nicht das gleiche passiert und Sie Ihr Fahrzeug auch verlieren, schildere ich Ihnen den Verlustvorgang meines Fahrzeuges, Ford Maverick, zur Warnung.

Im Vertrauen zur russischen Polizei und dem deutschen Staat bereise ich seit 1992 das Gebiet von Königsberg, heute Kaliningrad in Ostdeutschland als gebürtiger Klein Nuhrer mit meinem Privatfahrzeug. So auch im Juli 2000.

Am Vortag meiner Rückreise (12. Juli 2000) wurde ich zweimal von der russischen Polizei ausgangs Königsberg an der Polizei-Kontrollstelle, etwa 500 Meter vom Hotel Baltica entfernt, kontrolliert, bevor ich zum Hotel fuhr, um Mittag zu essen. Ich stellte das Fahrzeug direkt vor dem Hoteleingang ordnungsgemäß ab und ging zum Essen. Nach zirka 45 Minuten wollte ich meinen Weg fortsetzen und mußte feststellen, daß mein Fahrzeug gestohlen war. Das Hotelpersonal und auch die anderen Personen auf dem Parkplatz hatten natürlich nichts gesehen.

Die herbeigerufene Polizei kam dann auch nach einer Stunde und nahm den Vorgang zu Protokoll. Vom Protokoll ließ ich mir dann eine Kopie für die deutsche Polizei und das Straßenverkehrsamt geben und trat am nächsten Tag die Heimreise per Flugzeug über Kopenhagen nach Köln an. Die Flugkosten betrugen hier für mich und meine Frau 2600 Mark, die ich per Eurocard glücklicherweise bezahlen konnte. Mein Bargeld war zu diesem Zeitpunkt erschöpft. In Deutschland angekommen ging der Papierkrieg richtig los. Diebstahlsmeldung bei der hiesigen Polizei, Übersetzung des russischen Protokolls für das Verkehrsamt, Fahrzeugabmeldung, Versicherungs-Schadensmeldung, Information des ADAC und Fragen über Fragen bis hin zum Staatsanwalt Köln. Dann, am 29. Juli 2000 bekam ich die telefonische Nachricht von meinem Bekannten aus Tapiau (heute Gwardeisk), daß das Fahrzeug gefunden worden ist und bei der Polizei in Königsberg in Verwahrung steht. Meine Freude war groß und so bekam der ADAC in München sämtliche Fahrzeugpapiere und Schlüssel sowie notariell beglaubigte Papier von mir, um das Fahrzeug zurückzuholen. Vorsorglich schaltete ich mit Schreiben das Auswärtige Amt in Berlin und die deutsche Botschaft in Moskau ein, um Unterstützung zu bekommen, aber es passierte nichts. Heute kann ich sagen: außer dummem Blabla wurde von keiner Seite Unterstützung gegeben, und mein Fahrzeug steht heute noch in Königsberg oder ist im Einsatz bei russischen Behörden. Zwangsläufig mußte ich die Restwertauszahlung der Versicherung akzeptieren und habe einen erheblichen Schaden aus dieser Angelegenheit.

Als Lehre aus dieser Sache habe ich lernen müssen, daß uns seitens der Bundesrepublik Deutschland im Ausland keine Unterstützung gewährt wird und wir mit unserem Eigentum schutzlos der Willkür ausgesetzt sind. Aber was kann man von einem grünen Außenminister schon verlangen, der aus den 68er Jahren aufgestiegen ist und im rot/grünen Rampenlicht steht? Überlegen Sie es sich zweimal, mit Ihrem eigenen Fahrzeug und Eigentum ins östliche Ausland zu fahren. Hilfe durch unsere Regierung bekommen Sie im Ernstfall sicher nicht!

Helmut Orbeck, Köln

 
     
     
 
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