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Kann das deutsche Volk den Frieden noch retten?

 
     
 
Der deutsche Nachwuchs", verkündete der türkisch-stämmige Bundestagsabgeordnete der Bündnis-Grünen, Cem Özdemir, "heißt jetzt Mustafa, Giovanni und Ali." Er sagte das vor dem Hintergrund des im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Vorhabens der Regierungskoalition zur Änderung des deutschen Staatsangehörigkeitsrechts. Er meinte dabei gar nicht den deutschen Nachwuchs, sondern den Nachwuchs der nach Deutschland eingewanderten Fremden in Deutschland. Und das ist ein Unterschied. Ein gewaltiger sogar.

Das klingt anrüchig. Aber es sind die Tatsachen – und nicht die Reflexionen über Tatsachen –, die bedrücken.

Was auf uns zukommt, hat der Verfassungsrechtler Prof. Dr. Rüdiger Zuck im März diesen Jahres in der führenden juristischen Fachzeitschrift1 wie folgt vergegenwärtigt: "... das constant fertility scenario für Westeuropa (ergibt zwischen 1950 und 2050 einen Bevölkerung
srückgang von 180 auf 149 Mio. (und für die Entwicklungsländer einen Bevölkerungszuwachs von 4,5 Mrd. auf 14,9 Mrd.). Ohne kompensierende Einwanderungen sinkt die deutsche Bevölkerung in derselben Zeit von rd. 80 Mio. auf 48 Mio. ..."

Und was so noch nicht allgemein bewußt ist: "In den achtziger Jahren gab es für die klassischen Einwanderungsländer auf 100 000 Einwohner folgende Zahlen für die jährliche Einwanderung: USA 245, Kanada 479, Australien 694. In Deutschland waren es dagegen 1022 Einwanderer. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks ist diese Zahl im Jahr 1993 sogar auf 1566 Personen angestiegen. Wollte man den deutschen Bevölkerungsstandard halten, müßte die Zahl der Einwanderer bis 2050 kontinuierlich auf 500 000 bis 650 000 p. a. anwachsen (nur zur Gegenüberstellung: im Jahr 1995 sind 189 000 Nicht-EU-Ausländer sowie 218 000 Spätaussiedler nach Deutschland zugezogen)."

Sein Fazit: Die einheimische Bevölkerung wird infolgedessen zunächst in den großen Städten und schließlich im Landesdurchschnitt in die Minderheit geraten (s. dazu auch den Zwischenbericht der Enquête-Kommission Demographischer Wandel, 1994; Studienbericht der Enquête-Kommission Schutz der Erdatmosphäre, Bd. 3 Teilbd. 2, 1995).

Wie sich das anfühlt, ist jetzt schon in Berlin-Kreuzberg zu erfahren. In diesem Stadtteil hat sich die "Migration" regelrecht zur Landnahme ausgewachsen. Sogar die taz berichtet darüber, daß jetzt auch eingefleischte Multikulti-Anhänger diesen Stadtteil verlassen, weil sie sich so, wie sie dort ist, die "multikulturelle Gesellschaft" nicht vorgestellt haben. Dort belehrt der bloße Augenschein auch darüber, daß das Wort "Ausländer" in der Debatte fehl am Platze ist. Er bringt nämlich wesentliche Unterschiede, auf die es hier ankommt, zum Verschwinden. Für das Zusammenleben mit Fremden hängt sehr viel von der kulturellen Nähe bzw. von der kulturellen Differenz ab, d. h. "Fremdheit" ist nicht nur qualitativ bestimmt, sondern auch quantitativ: Es gibt unterschiedliche Grade der Fremdheit. Die Integration von Ausländern aus dem christlichen Kulturkreis ist weniger problematisch. Wesentlich schwerer fällt die Integration der Zuzügler aus der islamischen Welt. Sie bilden aber die bei weitem stärkste Gruppe.

In zwei der größten Berliner Bezirke – Kreuzberg und Wedding – sind an den allgemeinbildenden Schulen die Deutschen bereits in der Minderheit. Dort erreicht an einigen Schulen die Ausländerquote die 90-Prozent-Marke. Deutsche Eltern fragen sich, ob solche Schulen das verfassungsmäßige Recht ihrer Kinder auf Bildung noch realisieren können.

Die Politiker, die diese Entwicklung hinnehmen, gar noch fördern, wissen nicht, was sie tun. Das in Aussicht gestellte neue Staatsbürgerrecht könnte den Weg für eine relativ humane und friedliche Lösung dieses Problems endgültig verschütten. Es eröffnet eine Einwanderungsschleuse, die nicht mehr zu schließen ist: Wir werden in ein paar Monaten ein bis zwei Millionen Deutsch-Türken haben. Durch Heirat von Partnern aus der Türkei, durch den zahlreicheren Nachwuchs, aber auch durch den Nachzug im Weg von Familienzusammenführung wird dieser Bevölkerungsteil exponentiell, also sehr schnell, wachsen. Eine Begrenzung dieses Wachstums mit rechtlichen Mitteln ist dann nicht mehr möglich. Mein Rechtsgefühl sagt mir, daß eine so einschneidende Veränderung des Volkskörpers und seiner Wachstumsbewegung nicht durch einfaches Gesetz zu machen ist. Wenn schon die Änderung der Verfassung einer qualifizierten Mehrheit bedarf, dann doch wohl recht die Änderung des Verfassungsgebers selbst.

Hat der Balkankrieg nicht gezeigt, daß friedvolles ethnisches Einerlei jedenfalls nicht mit bestempeltem Papier zu machen ist?

Die Menschen, die auf dem Territorium des früheren Jugoslawien über sich herfallen, hatten doch alle einen jugoslawischen Paß. Sie alle waren Bürger der Republik Jugoslawien. Mit ein und derselben Staatsangehörigkeit sind sich die Serben, Kroaten, Mazedonier, Bosnier und Albaner einander fremd geblieben. Sie sind heute in einem blutigen Bürgerkrieg Feinde. Der Völkermord ist nach Europa zurückgekehrt.

Uns kann das nicht passieren!? – sind wir nach dem Sieg der Alliierten über Deutschland doch durch das Säurebad der "re-education" (Umerziehung) gegangen! Die vermeintlich in uns Deutschen über Jahrhunderte hinweg gewachsene "politische Kultur des Todes", die aus uns ein Volk von "Massenmördern" und "Folterknechten" (Goldhagen)2 gemacht haben soll, sei uns – so wird behauptet – von unseren amerikanischen "Befreiern" in wenigen Jahren abgewöhnt worden.3 Die Kultur der Deutschen – so scheint es – ist dahin. Das Bild, das man sich von uns macht, changiert wie in einem Hologramm: Blutrünstige Bestien und kosmopolitische Lämmer, je nach Bedarf, um uns als Volk und Nation auszulöschen.

Der intellektuelle Morgenthau-Plan hätte uns als Volk umgeschaffen: in ein Volk ohne Gott – also ohne Hoffnung auf Gnade und Verge-bung –, ohne Willen zur Nation, ewig in gebückter Haltung, schuldbewußt im Büßergewand, willfährig gegenüber allen möglichen Zumutungen, zur Hergabe der Heimat bereit.

"Wer das heutige Deutschland kennt4, schreibt der jüdische Holocaust-Forscher Norman Finkelstein", "weiß, daß das Gegenteil der Fall ist." Eine beängstigende Fremdenfeindlichkeit ist allgegenwärtig. Der Antisemitismus ist längst nicht überwunden. Zuck berichtet über seine Eindrücke:

"Fremde gibt es ja schon bei uns: Die Erzfeindschaft mit dem Nachbardorf, Stammeseigentümlichkeiten, Freundeskreisliches. So werden aus der Sicht der Württemberger die Badener zu Badensern, und wenn es Karlsruher sind, zu Gelbfüßlern. Das alles gibt es auch in größerem Stil: Wir haben Nordlichter und Ossis. Manch einer erinnert sich, nach 1945 ein Flüchtling in Deutschland gewesen zu sein. Horcht man auf Volkes Stimme, kann man schließlich noch bezweifeln, ob sich allen öffentlichen Bekundungen zum Trotz am Grad des latenten Antisemitismus in Deutschland seit dem Dritten Reich wirklich etwas geändert hat."

Dieses und die "Ethnischen Säuberungen" im ehemaligen Jugoslawien, die fast alltäglichen Massaker der islamischen Fundamentalisten in Algerien, die wechselseitige Abschlachtung der Hutus und Tutsis, die Völkermordphantasien im Alten Testament5, deren Aktualisierung im europäischen Mittelalter durch den wirkungsmächtigen jüdischen Schriftgelehrten Maimonides6, die Hexen- und Ketzerverbrennungen durch die katholische Kirche, die blutrünstigen Umsturzpredigten des großen deutschen Revolutionärs Martin Luther7, der Archipel Gulag, die Killing Fields, Dresden, Hiroshima und Nagasaki sind ebenso wie Auschwitz Erscheinungen, die uns darüber belehren, daß das Große Töten, die massenhafte Vernichtung von Menschenleben um einer "großen Sache" willen von keiner Moral gehemmt wird – schon gar nicht in einer Zeit, in der der Grund, aus dem unsere moralischen Vorstellungen hergeleitet sind, fragwürdig geworden ist. Es ist gerade umgekehrt: das Große Töten wird mit den jeweils herrschenden Moralvorstellungen gerechtfertigt, unter Berufung auf die Moral geradezu gefordert. Das gilt auch für den Holocaust. Hier sollte nicht vergessen sein, daß Himmler die Auslöschung der Juden den SS-Mördern als Heilige Pflicht gegenüber dem deutschen Volk darstellte.8

Die Frankfurter Zunft der Ideologen hat Tausende von Büchern geschrieben, um "wissenschaftlich" nachzuweisen, daß die Wörter "Volk" und "Nation" für bloße Phantasmagorien (Wahngebilde) stehen, Volk und Nation nicht wirklich seien. Sie wollen uns und dem Rest der Welt einreden, daß wir mit dieser "Einsicht" endlich "multikulti"-fähig seien.

Ich glaube nicht, daß sich die Deutschen zu einer Minderheit in ihrem eigenen Lande machen lassen. So friedlich und lammfromm sind wir nämlich nicht.

Den Grund dieses Glaubens finde ich in mir selbst und in der Überzeugung, daß, so wie ich denke und fühle, sehr viele Deutsche – wahrscheinlich ist es die überwiegende Mehrheit der Deutschen – fühlen und denken: Mir wird unheimlich bei dem Gedanken, in einer Umgebung leben zu müssen, die von Menschen geprägt wird, die nicht meine Muttersprache sprechen, die ganz anders denken und fühlen und dementsprechend auch ganz anders reagieren als die mir vertrauten Menschen, mit denen ich aufgewachsen bin. "Heimat" – das ist für mich nicht nur die Landschaft. Heimat ist mir auch das kollektive Gedächtnis, aus dem heraus ich lebe, das kollektive Unbewußte, die Kultur, die Religion, die Institutionen, die den Geist dieser Kultur und Religion materialisieren. Es ist eine bestimmte Lebenswelt, der ich mich zugehörig fühle. Sie unterscheidet sich deutlich von anderen Lebenswelten. Diese empfinde ich als fremd. Nur als das Andere – und auch nur aus der Distanz und als Differenz – sind sie für mich interessant, anregend und bereichernd. Nichts – auch unsere Geschichtslast nicht – kann mich wünschen lassen, meine Heimat, meine Lebenswelt gegen eine mir fremde Umgebung einzutauschen. Mein ganzes bisheriges Leben habe ich geführt als Versuch, einen Beitrag dazu zu leisten, den auf uns Deutschen lastenden Schatten aufzuhellen, den Schoß unfruchtbar zu machen, aus dem das braune Ungeheuer kroch. Dabei ging es mir immer auch um meine Heimat. Man sollte von uns Deutschen nicht erwarten, daß wir uns widerstandslos vertreiben lassen.

Diesen Entschluß wird mir niemand ausreden können. Und niemand wird mir einreden können, daß ich deshalb ein "schlechter Mensch" sei. Das Recht auf Heimat ist ein Menschenrecht. Dieses Recht zu verteidigen, ist gerecht – auch für Deutsche.

 

1 Neue Juristische Wochenschrift, 1998, Seite 880 (Heft 13)

2 Goldhagen, Hitlers willige Vollstrecker, S. 533

3 Goldhagen, a.a.O. S. 678 Fn. 54

4 Finkelstein, Eine Nation auf dem Prüfstand, S. 189

5 5. Mose 7,1; 1. Sam 15,3; Chr 4,43; 5. Mose 25,19; Mose 23,28; 33,2; 4. Mose 21,3; 33,50

6 Maimonides, Mishna Tora, Hilchot Shoftim (zitiert nach Funkenstein, Jüdische Geschichte S. 250)

7 Diwald, Luther S. 183 f.

8 Himmlers Rede vor ca. 100 SS- Gruppenführern in Posen, http://www.historyplace.com/worldwar2/holocaust/h-posen.htm

 
     
     
 
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