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Russischer General

 
     
 
N. P. Klokotow, Generalleutnant und wissenschaftlicher Berater an der Fakultät der Strategischen Militärakademie des Generalstabes der Russischen Föderation, plädiert zusammen mit Alexander Dugin in einem unter dem Titel "Grundlagen der Geopolitik / Die geopolitische Zukunft Rußlands" (Moskau Arktogeo-Verlag 1997, 1997, 608 S. ISBN 5-85928 - 019-X) erschienenem Buch für die Freigabe Ostdeutschlands. Die in Königsberg erscheinende Tageszeitung "Kalingradskaja Prawda" berichtete am 18. Dezember 1997 in Auszügen über diese im Grunde kaum noch überraschende Wende im Denken des russischen Generalstabes, das sich mit analogen wirtschaftlichen und kulturpolitischen
Studien zu diesem Komplex deckt. Nachdem Moskau nicht zuletzt unter dem Eindruck der japanischen Hartnäckigkeit in der Frage der Rückgabe der Kurilen und dem beharrlichem Drängen nach Abschluß eines Friedensvertrages einsehen mußte, daß ideologische Versteifungen und andere politische Rückgriffe aus der Zeit des Kalten Krieges die ökonomische Überlebensfähigkeit Rußlands nicht mehr länger garantieren können, scheint nunmehr auch die oft beschworene Fraktion der Falken im russischen Generalstab zu der Einsicht gelangt zu sein, daß Rußlands Zukunft nur in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht zu sichern sein dürfte; bekanntlich kennt auch das moderne Völkerrecht unabhängig von der kriegsverursachenden Macht keine zwangsweisen Gebietsannexionen, was nicht zuletzt auch in der Schlußakte von Helsinki insofern seinen Niederschlag gefunden hat, als friedliche Veränderungen von Grenzen jederzeit möglich sind. Zudem dürfte kaum übersehbar sein, daß bereits die von Gorbatschow eingeleitete Ära von Perestroika und Glasnost mit der Preisgabe der DDR ihren Anfang nahm, die 1991 darin gipfelte, daß er die Freigabe Ostdeutschlands für 70 Milliarden Mark offerierte. Mit der Veröffentlichung dieses jüngsten Buches dürfte auch das geistige Vorspiel dafür eröffnet worden sein, damit das "letzte territoriale Symbol des schrecklichen Bruderkrieges" in Europa getilgt werden kann. Zugleich wird dabei ein friedvolles Ende des von Stalin mit großer Bewußtheit getriebenen blutigen Spiels mit Grenzen und Volksgruppen angestrebt, das mit der beispiellosen Vertreibung von Millionen von Ostdeutschland begann. Trotz mancher Rückgriffe auf Worthülsen ideologisch anders gearteter Zeiten sollte sich keine europäische Nation in ihrer Ursprünglichkeit territorial gefährdet sehen, vielmehr sollten diese Anregungen konstruktiv aufgegriffen werden, um dem visionären Haus Europa weitere unerläßliche Stützpfeiler einzuziehen, die dem Gebäude zusätzliche Tragfähigkeit verleihen. Man darf auf das Echo der deutschen und europäischen Öffentlichkeit gespannt sein (Nachfolgend Auszüge aus dem Werk in der Übersetzung von Manuela Rosenthal / Einleitung Müller):

"Westliche Achse Moskaus nach Berlin"

"Die Achse Moskau–Berlin könnte den ganzen Komplex vieler Probleme lösen, die sowohl Rußland als auch Deutschland gegenwärtig Schwierigkeiten bereiten. Rußland würde bei einer solchen Allianz den direkten Zugang zum hohen Technologiestand Deutschlands und zudem gewaltige Investitionen für seine eigene Industrie erhalten. Es würde damit eine Garantie für eine umfassende Beteiligung an Europas wirtschaftlichem Aufstieg erlangen, der Rußland, der russischen Erde, zugute käme.

Dabei würde sich in keinem Fall eine wirtschaftliche Abhängigkeit Rußlands ergeben, da Deutschland als gleichberechtigter Partner Teilhaber und nicht Wohltäter werden würde, weil Moskau als Gegenleistung die strategische Deckung stiften würde, sowie die politische Befreiung von der Übermacht Amerikas, die auch eine Unabhängigkeit von den Ressourcen und Energiereserven der Dritten Welt, die von den Atlantikstaaten kontrolliert werden, einschlösse. (Dabei ließ sich bekanntlich bisher Europa von seiten Amerikas hinsichtlich der energetischen Reserven erpressen.)

Heute stellt sich Deutschland als ein wirtschaftlicher Gigant dar und erweist sich als ein politischer Zwerg. Rußland ist ungefähr das Gegenteil: ein politischer Gigant und ein wirtschaftlicher Krüppel. Die Achse Moskau–Berlin würde die Leiden beider Länder heilen und Rußland und Deutschland eine ruhmreiche Perspektive erbringen. Dies wird in der weiteren Zukunft ein Baustein für ein künftiges strategisches und ökonomisches Haus Europa hervorbringen: eine europäische Macht im Westen des Kontinents und eine russische Macht im eurasischen Raum. Aus dieser kontinentalen Konstruktion würden alle einzelnen Teilnehmer mit Wohlstand und Gewinn hervorgehen.

Voraussetzung für die Bildung der Achse Moskau–Berlin wären die nachfolgenden Schritte: die sorgfältige Bereinigung der negativen Seiten der bisherigen kulturellen und historischen Aspekte, wie sie sich aus den russisch-deutschen Kriegen ergeben haben. Einer dieser Aspekte war die Unterwerfung unter die destruktiven Tätigkeiten der Atlantik-Lobby, der sowohl Deutschland als auch Rußland gefolgt sind und die beiden Kontinentalvölkern bekanntlich auch kein politisches Wachstum erlaubte.

Aus dieser bisher bescherten Perspektive heraus wäre es zweckdienlich, das Kaliningrader Gebiet (Ostdeutschland) an Deutschland zurückzugeben, damit das letzte territoriale Symbol des schrecklichen Bruderkrieges  ("bratoubijstvennye vojny") verschwindet.

Damit dieser Schritt nicht als ein weitere geopolitische Kapitulation angesehen werden kann, sollte Europa vorschlagen, andere territoriale Annexionen oder ähnliche Formen der Erweiterungen strategischer Einflußzonen, besonders aus der Zahl der Staaten, die beharrlich in den Baltischen oder Schwarzmeer-Bund eintreten wollen, zuzulassen.

Die Frage der Wiedererstehung von Ostdeutschland sollte unzertrennlich verbunden sein mit einer strategischen Ausdehnung Rußlands und Deutschlands, daneben müßte der militärische Schutz des Kaliningrader Gebiets durch russische Militärstützpunkte die diplomatische und strategische Position im Nordwesten zum Westen hin verstärken. Die Baltischen Staaten, Polen, Moldawien wie auch die Ukraine sollten dabei eine potentielle Absperrungsfunktion (Cordon sanitaire) übernehmen (Pufferstaaten); dabei sollte diese geopolitische Transformation nicht erst nach der Wiedererrichtung (Ost-; Anm. der Red.) Preußens vonstatten gehen, sondern gleichzeitig damit sollten auch als ein Element ein und desselben Prozesses die Grenzen zwischen dem freundschaftlich verbundenen Rußland und Mitteleuropa fixiert werden.

Die Worte von Bismarck ,Im Osten hat Deutschland keine Feinde‘ sollten von neuem die bestimmende Dominante der politischen Doktrin Deutschlands werden und genauso umgekehrt müßte dies für die russischen Regierungen gelten. ,In den westlichen Ländern, in Mitteleuropa und Rußland gibt es nur Freunde‘ – damit dies Wirklichkeit werden wird und nicht nur bloßes Wunschdenken bleibt, ist es notwendig, daß insbesondere die Geopolitik und ihre Gesetze die bestimmende Basis für alle wesentlichen politischen Entscheidungen Deutschlands und Rußlands bilden."

 
     
     
 
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