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In der im März beim Metropolitan-Verlag in New York erschienenen Originalausgabe mi dem Titel "Blowback: The Costs of the American Empire" von Chalmers Johnso erscheint bereits im Titel ein Zentralbegriff des Buches: "Blowback" "Blowback" bedeutet auf deutsch Rückstoß. Dieser Begriff ist von de amerikanischen Geheimdienst CIA geprägt worden und bezieht sich auf die unbeabsichtigte Folgen amerikanischer Hegemonialpolitik. Oder anders gewendet: "Rückstoß" bedeutet die Kurzform des Prinzips "Keine Wirkung ohne Ursache". Die Auswirkungen der US-Hegemonialpolitik, von Johnson oft als "US-Imperialismus " bezeichnet, ist Gegenstand der Betrachtungen des Autors.
Johnson, Jahrgang 1931, geht kritisch wie bisher kaum ein anderer amerikanischer Auto mit der Hegemonialpolitik der USA ins Gericht. Johnson weiß, wovon er redet: Er ha während drei Jahrzehnten bis 1992 Politikwissenschaften an der Universität vo Kalifornien in Berkeley gelehrt, ist durch zahlreiche Publikationen in den USA bekann geworden und leitet inzwischen ein Forschungsinstitut mit dem Namen "Japan Polic Research Institute".
Johnson sieht die Außen- und Militärpolitik der USA vor einer Wende, die er als Konsequenz der Gefahr einer "imperialen Überdehnung" der US-Politik beschreibt "Auf lange Sicht ist die amerikanische Bevölkerung weder militaristisch noc wohlhabend genug, die ständigen Polizeiaktionen, Kriege und finanziellen Rettungsmanöve hinzunehmen, welche die Fortsetzung der hegemonialen Politik Washingtons nach sich ziehe muß." Bereits heute seien "die Vereinigten Staaten außerstande, die Koste ihrer globalen militärischen Präsenz und ihrer Kriseninterventionen alleine zu tragen und fordern von den ,Gastländern ein immer höheres Maß an Unterstützung ode sogar direkte Subventionen von ihren ,Alliierten". So wurde allein Japan fü den Krieg am Persischen Golf, das "Unternehmen Wüstensturm", mit 13 Milliarde Dollar zur Kasse gebeten. Den noch höheren deutschen Beitrag von zirka 17 Milliarde Dollar nennt der Autor in diesem Zusammenhang leider nicht. Er verengt den Blick auf de südostasiatischen Raum und versucht anhand ausgewählter Beispiele (Indonesien, die beiden koreanischen Staaten, Taiwan und Japan) die Prinzipien der US-Hegemonialpoliti darzustellen. Dabei arbeitet er heraus, daß das US-Militär "auf dem besten Weg sei, sich in ein autonomes System zu verwandeln". Dieses habe es geschafft, daß de riesige Militäretat aus der Zeit des Kalten Krieges bis heute mehr oder wenige unangetastet geblieben ist. Dieser riesige Verteidigungsetat ist ein entscheidende Instrument, "ohne das sich das amerikanische Imperium nicht aufrechterhalte läßt". Die US-Armee sei, so Johnson, auf dem Weg, ein Staat im Staate zu werden "Gewöhnt an das Leben in einem mittlerweile ein halbes Jahrhundert alten, fest in Sattel sitzenden Imperium, hat das Militär angefangen, seine eigenen Interessen höher zu bewerten als das alte Ideal, da es nur eines von mehreren Mitteln ist, welcher sich ein demokratische Regierung zur Umsetzung ihrer Politik bedienen kann."
Johnson stellt die These auf, daß Imperien kostspielige Gebilde seien, die, je länge sie existierten, desto teurer würden. An dieser Regel sei bereits die Sowjetunio gescheitert. Ähnliches könnte den USA widerfahren, sollten sie sich weiterhin s kaltschnäuzig wie bisher in die Politik ihrer "Satellitenstaaten" einmischen Was hier gemeint ist, entfaltet Johnson anhand einer Reihe von Beispielen. Diese reiche vom Fehlverhalten amerikanischer Soldaten auf dem Marinestützpunkt Okinawa und andere Militärbasen rund um den Globus bis hin zur Rolle der Vereinigten Staaten in de südostasiatischen Finanz- und Wirtschaftskrise, mittels derer die USA die "Tigerstaaten" wieder auf Normalmaß zurückgestutzt hätten. Dieser Abschnit gehört im übrigen zu den aufschlußreichsten Ausführungen dieses Buches. Johnson Ausführungen über Hintergründe und Ursachen der Südostasienkrise zeigen, daß de "Mythos der Globalisierung" ein Deckmäntelchen ist, unter dem die Vereinigte Staaten mit Hilfe ihrer überlegenen Militärtechnologie und ihrer einzigartige Finanzkraft die Integration der globalen Wirtschaft zu erzwingen suchen. Daß die Amerikaner den "Globalisierungsprozeß" weitgehend nach ihren Vorstellungen un Bedingungen betreiben, belegt Johnson mit einer Reihe von aufschlußreichen Argumenten deren Anführung bereits alleine die Anschaffung dieses Buches lohnen.
Neben dem Buch "Die einzige Weltmacht" des Mentors der derzeitige US-Außenministerin Madeleine Albright und ehemaligen Sicherheitsberaters der Regierun Carter, Zbigniew Brzezinskis, ist Johnsons Werk mit Sicherheit die aufschlußreichst Abhandlung, die bisher über die geopolitischen Prinzipien der USA veröffentlicht worde ist. Wie oben bereits erwähnt, krankt die Analyse allerdings daran, daß Westeuropa in den Ausführungen Johnsons keine seiner Bedeutung entsprechende Rolle spielt. Darübe hinaus verliert Johnson bedauerlicherweise auch kein Wort über Mittel- und Südamerika Gerade dort aber entfaltete und entfaltet sich der US-Imperialismus (von dem Johnso bemerkenswert oft spricht).
Dafür wird das aufstrebende China einer intensiven Betrachtung unterzogen. Johnso liefert eine interessante Einschätzung der Entwicklung Chinas unter Mao und speziell de Kulturrevolution, Chinas "brutalstem Regime seit Beginn des 20. Jahrhunderts" die "bald stark an Stalins brutale Säuberungspolitik der späten dreißige Jahre" erinnerte und "zu einem Schauspiel des Schreckens ausgeartet war" Daß China in den nächsten zwei Jahrzehnten zum Konkurrenten der USA heranwachsen wird daran läßt Johnson keinen Zweifel.
Kritikwürdig sind allerdings Johnsons Thesen zum Aufstieg Japans zur moderne Industrienation: "Eine Ministerialbürokratie lenkt die Wirtschaft und setzt sozial Ziele", behauptet Johnson. Auf eine derart einfache Formel kann der Aufstieg Japan nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht reduziert werden. Ebenso reduktionistisch is die Überschätzung des Ministeriums für Internationalen Handel und Industrie (MITI) als "Urheber des Wirtschaftswunders" durch Johnson. Schon eher zutreffend ist die Feststellung, daß der gewaltige bürokratische Staatsapparat "die japanisch Wirtschaft in ganz ähnlicher Weise unterstützte und lenkte wie das amerikanisch Verteidigungsministerium den ,militärisch-industriellen Komplex in den Vereinigte Staaten".
Am überzeugendsten sind, versucht man ein Fazit zu ziehen, die Kapitel über die amerikanische Außenpolitik gegenüber China und Taiwan, Japan und den beiden Teile Koreas ausgefallen. Hier brilliert Johnson durch große Sachkenntnis. Diese Kapite dokumentieren sehr anschaulich die Ignoranz der amerikanischen Politik gegenüber de kulturellen und ökonomischen Eigenarten der ostasiatischen Länder. Ob dies Bestandsaufnahme allerdings hinreichend für die These Johnsons ist, daß die Vereinigte Staaten an ihrer imperialen Machtüberdehnung scheitern werden, wie es nach der These de US-Historikers Paul Kennedy für alle großen Mächte der Fall war, wird die Zukunf zeigen müssen. Stefan Gellne |
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