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umstrittene Ehrung

 
     
 
Für die einen ist Theodor Herzl der geistige Vater des Staates Israel, für viele andere der geistige Vater des Nahostkonflikts mit all seinen Nebenkriegsschauplätzen. So kann es nicht verwundern, daß sein 100. Todestag am 3. Juli nicht nur Anlaß von Würdigungen wurde.

In Wien war schon im Vorfeld für Kontroversen gesorgt, denn Ariel Muzicant, Chef der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), hatte gefordert, die Stadt Wien müsse einen repräsentativen Platz nach Herzl benennen. Seine Wahl fiel auf den Platz hinter der Staatsoper, wo bereits das "Mahnmal gegen Krieg und Faschismus" des Bildhauers Hrdlicka steht, eines bekennenden Altstalinisten. (Daß in den verschütteten Kellern unter dem vormals bebauten Platz auch hunderte Opfer des alliierten Bombenterror
s liegen, wird der Öffentlichkeit gerne vorenthalten.)

Wenn Muzicant fordert, kann Wien nicht ablehnen. Doch da allzu viele Leute von der Adressänderung betroffen gewesen wären, gelang es schließlich, die bisherige "Gartenbaupromenade" an der Ringstraße gegenüber dem Stadtpark als Alternative auszuhandeln. Das Vorhaben, dort auch eine große Menora aufzustellen, mußte auf Drängen der Anrainer aufgegeben werden, denn der siebenarmige Leuchter hätte wohl Vandalen angelockt.

Das "Herzl-Jahr" macht sich vielfältig bemerkbar, darunter in Form der Ausstellung "Wien - Stadt der Juden". Eigentlich war auch ein Staatsbesuch des israelischen Präsidenten Katzav angesetzt, aber dieser sagte die Reise vorerst ab. So wurde das Straßenschild für den "Theodor-Herzl-Platz" nur durch Muzicant und den israelischen Botschafter enthüllt. Ein massives Polizeiaufgebot sollte vor "Neonazis" schützen - doch siehe da, zur Stelle war nur eine Gruppe antizionistischer Rabbiner mit Protesttafeln!

Bereits am Vortag hatte es eine orthodoxe Rabbinerkonferenz gegeben, die in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert war: Erstens einmal, weil sie trotz bestätigter Buchung nicht im Hotel Imperial stattfinden konnte, sondern in ein anderes Hotel ausweichen mußte. Dann, weil Martin Hohmann als Vortragender teilnahm, und wegen der Aussagen von Oberrabbiner Moshe Arye Friedmann, dem Organisator der Veranstaltung und Oberhaupt der Thoratreuen in Österreich. Und schließlich wegen der Behandlung in den Medien, die wie das Hotel Imperial wissen, daß man Muzicant nicht verärgern darf.

Oberrabbiner Friedmann, ein hochgebildeter Mann mit zarter Statur, feingliedrigen Händen und einer sanften Stimme, kommt aus den USA. Er bezeichnet wie viele andere strenggläubige Juden den von Herzl begründeten Zionismus als eine gottlose Ideologie und die Gründung des Staates Israel als Verrat an Gott, als den sündhaften Versuch, dem Messias vorzugreifen. Herzls Aktivitäten hätten nur den Antisemitismus angeheizt. Friedmann verlangt ein Ende der Erpressung Deutschlands und Österreichs, einen endgültigen Schlußstrich unter die Vergangenheit und eine Aufhebung der Feindstaatenklausel der Uno. An die CDU/CSU appelliert er, Hohmann voll zu rehabilitieren. Übrigens hatten Friedmann und seine Freunde vor vier Jahren in der New York Times ein Inserat gegen die Österreich-Sanktionen geschaltet.

Die IKG bekämpft Friedmann und seine Gemeinde mit allen Mitteln: Nicht nur mit Diffamierungen und Schikanen jeder Art, sondern sogar mit einer - mittlerweile abgewiesenen - Klage beim Handelsgericht(!) wegen "unlauteren Wettbewerbs". Das für Kultus zuständige Bildungsministerium wagt es jedenfalls nicht, die Thoratreuen als eigene Kultusgemeinde anzuerkennen.

Man mag fragen, warum Wien sich so sehr um den aus Budapest stammenden Herzl bemühen muß. Das meist ausgeblendete Faktum, daß Herzl als Mitglied der deutschnationalen Studentenverbindung Albia Mensuren focht, ehe er Zionist wurde, dürfte wohl nicht der Grund sein. Und daß er in Wien lebte? Das würde auch auf andere zutreffen ...

Umbenennung der Gartenbaupromenade in Theodor-Herzl-Platz: Da der israelische Präsident Katzav abgesagt hatte, war die Veranstaltung in Wien kein offizieller Staatsakt. Foto: Stadt Wien

 
     
     
 
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