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Politik mit Verdächtigungen

 
     
 
Alle Jahre wieder schießen sich Politiker und Journalisten der linken Szene sowie tumbe bürgerliche Nachbeter auf den Verein für das Deutschtum im Ausland (VDA) ein. Diesmal der Bund der Steuerzahler in "Bild am Sonntag" und der Bonner "General-Anzeiger". Im Frühjahr hatten der "Stern", die "Frankfurter Rundschau
" und die Grüne Bundestagsabgeordnete Buntenbach die Trommel geschlagen.

Hintergrund: Der VDA kümmert sich seit der Wende um die Rußlanddeutschen in der untergegangenen Sowjetunion. Während des Zusammenbruchs war der VDA der einzige Verband, mit dem Bonn in einer schier katastrophalen Versorgungskrise Hilfsprojekte realisieren konnte. Da der VDA auch heute noch mit Unterstützung der Bundesregierung helfend für die Rußlanddeutschen wirkt, steht er am Pranger; offenbar ist manchen deutschen Zeitgenossen das schwere Schicksal der Landsleute im Osten völlig egal.

Sie werfen dem VDA vor, Steuergelder in Millionenhöhe verschwendet zu haben, Ausgaben über 22 Mio. Mark nicht nachweisen zu können und mit rätselhaften Sonderaktionen befaßt zu sein. Da ist die Rede von zwei Millionen Kondomen, von Boxershorts, die in das "bis zu 30 Grad kalte Wolgograd" geliefert werden, von Prachtbauten in Sibirien, von einer Molkerei, in deren Gegend es keine Kühe gibt, und von einer Bäckerei, die nur Mehl verarbeiten kann, das 1 000 Kilometer weit herangeschafft werden muß. Und dann besteht noch der Verdacht auf "illegale Landkäufe..., um die deutsche Wiederbesiedlung des ehemaligen Ostdeutschland zu fördern"...

Man bräuchte über diesen böswilligen Unsinn kein Wort zu verlieren, wenn er nicht wie ein schleichendes Gift auf die Dauer ein großartiges soziales Werk zu Tode lähmen könnte. Die Bundesregierung war darum gut beraten, die jüngsten Angriffe auf den VDA "mit Nachdruck zurückzuweisen".

Nicht einen Quadratzentimeter hat der VDA in Ostdeutschland aufgekauft. Die Bäckerei in Alexandrowka/Asowo verwendet selbstverständlich Mehl aus dem Deutschen Nationalen Rayon Asowo. Nur für einen kurzen Augenblick gab es Versorgungsengpässe, als Kasachstan die Grenzen schloß. Die Molkerei/Käserei bei Uljanowski verarbeitet täglich zehntausend Kilogramm Milch von Kühen der Umgebung.

Die Boxershorts gehörten wie viele Güter des täglichen Bedarfs zu jenen Gebrauchsartikeln, um welche die Gebietsverwaltung wegen total leerer Regale gebet en hatte. Aus dem Verkaufserlös wurden kulturelle und soziale Projekte finanziert. Und was die Eiseskälte betrifft: Als sich der "General-Anzeiger" über die Shorts hermachte, zeigte die Quecksilbersäule in Wolgograd 40 Grad plus, was im Sommer nicht ungewöhnlich ist. Ungewöhnlich ist nur der Mangel an Geographie-Kenntnis des Bonner Journalisten. Und die Kondome? Sie standen wie Medikamente und medizinische Geräte auf der Wunschliste der Gebietsverwaltung, weil das angrenzende Kalmykien von einer verheerenden Aids-Epidemie heimgesucht wird. Prachtbauten hat der VDA nie hochgezogen, wohl aber bescheidene Einfamilienhäuser gebaut, wie sich jedermann vergewissern kann.

Manche Meinungsmacher möchten sich ihre politischen Vorurteile nicht kaputtrecherchieren. Sie nehmen lieber skandalversprechende Stichworte auf, wenn dadurch Menschen getroffen werden können, deren Engagement ihnen nicht paßt. Das ist ihr Beitrag zur oft beschworenen politischen Kultur. Radermacher

 
     
     
 
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