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Eine Finanzgruppe aus Dubai wollte die Häfen von New York und von fünf weiteren Städten der Ostküste (hier im geographischen Sinn) kaufen. Doch die meisten US-Parlamentarier, die bekanntlich "Interessenvertreter" sind, legten sich quer. Präsident Bush meinte, dies sei "ein falsches Signal an die Verbündeten" - und ausnahmsweise muß man ihm recht geben. Denn tatsächlich könnten nicht nur Verbündete, sondern auch der Rest der Welt dahinterkommen, daß die Globalisierung als Einbahnstraße konzipiert ist. Gerade die Ostküste hat dabei mehr als nur Symbolcharakter.
Begründet wird die Ablehnung mit "Sicherheitsrisiken" - und das obwohl Dubai zu den befreundeten und verbündeten Arabern zählt. Nun, die Araber verzichteten freiwillig und sie sollten froh sein darüber. Denn Öl-Scheichs, die für gutes Öl Papier-Dollars bekommen, sind besser beraten, wenn sie diese Papier-Dollars gegen reale Werte in Drittländern eintauschen, genau wie es die Amerikaner selber tun. Abgesehen davon: Wenn korrupte islamische Fundamentalisten wie etwa das saudische Regime in absehbarer Zeit von noch fundamentalistischeren, aber nicht korrupten Bewegungen hinweggefegt sind, werden die Vermögenswerte in den USA ohnehin eingefroren oder konfisziert.
Daß der drittreichste Österreicher, der Red-Bull-Miteigentümer Dietrich Mateschitz, den New Yorker Fußballverein MetroStars kauft, paßt den Globalisierern weit eher ins Konzept. Denn an solch wirtschaftlich und politisch unbedeutenden, aber gut sichtbaren Transaktionen läßt sich trefflich demonstrieren, wie "liberal" man doch sei und daß auch kleine Länder ihre Chancen hätten. Nur stimmt das eben nicht. Wer stark ist, verhindert den Ausverkauf der eigenen Wirtschaft und beteiligt sich dennoch am Ausverkauf in anderen Ländern.
Diesbezüglich Spitze in Europa ist Frankreich, das mit Hilfe staatlicher oder halbstaatlicher Konzerne immer schon die eigenen Interessen durchzusetzen trachtete.
Eben zeigte sich das wieder am Fall des Energie-Konzerns Suez, den der italienische Strom-Konzern ENEL übernehmen wollte. Vergeblich, denn flugs wird die Suez mit der staatlichen "Gaz de France" fusioniert und dem italienischen Zugriff entzogen. Was andere "Protektionismus" nennen, heißt in Frankreich "Wirtschaftspatriotismus".
Der russische Präsident Putin ist seit Jahren bemüht, die Fehler seines Vorgängers auszubügeln und die verbrecherische Ausplünderung des Landes durch die Oligarchen und deren internationale Hintermänner wenigstens teilweise rückgängig zu machen. Er handelt im Interesse Rußlands, und genau darum ziehen internationale Meinungsmacher neuerdings über ihn her. "Besorgnis" um Pressefreiheit und Menschenrechte wird von ihnen nur vorgeschoben, denn in den meisten Ländern sieht es da auch nicht besser aus.
In Mitteleuropa ist Wirtschaftspatriotismus eher unterentwickelt. Man beteiligt sich zwar eifrig am Ausverkauf Osteuropas. Bei näherer Betrachtung deutscher und österreichischer Großunternehmen, insbesondere solcher im Finanzsektor, stellt sich allerdings oft heraus, daß Eigentums- oder wenigstens Kontrollrechte in fremden Händen liegen. Die "Umerziehung" hat eben auch in der Wirtschaftspolitik tiefe Spuren hinterlassen: Man hält sich an die von anderen gemachten Regeln, selbst wenn die anderen sich nicht an die Regeln halten.
Was tat die österreichische Regierung, um das Verschleudern der Bank Austria an die HypoVereinsbank zu stoppen? Was tat die deutsche Regierung, um die Übernahme der HVB durch die italienische UniCredit zu verhindern? Und was hätte eine französische Regierung getan? Siehe "Gaz de France". Es ist kein Trost, daß die "UniCredit" mit dem übernommenen Konglomerat jetzt auch einige Probleme hat. So etwa, daß Spitzenkräfte aus der HVB abwandern. Und daß die Reorganisation des Polengeschäfts - nämlich die Fusion der dortigen Niederlassungen von Bank Austria und UniCredit - von der polnischen Regierung blockiert wird. Die EU droht Polen deswegen mit einem Vertragsverletzungsverfahren - der Ausgang wird sicher "aufschlußreich" sein.
Natürlich haben auch andere Osteuropäer längst gemerkt, was gespielt wird. Aber sie sind meist die Schwächeren, und es tröstet sie nicht, daß Mitteleuropäer oft auch bloß Mittelsmänner für die ganz Großen sind. Es kann nicht verwundern, daß der von den Globalisierern so heftig angefeindete Nationalismus gerade durch die Globalisierung angeheizt wird, denn diese selbst ist - weil Einbahnstraße - in höchstem Maße nationalistisch.
Manch mysteriöse Großtransaktion läßt sich übrigens anhand der Teilnehmerlisten von Bilderberger-Treffen (Zusammenkunft von Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik, benannt nach dem Hotel, in dem das Treffen 1954 erstmals stattfand) erklären - im nachhinein.
Die USA mögen nicht immer das Geld der Öl-Scheichs
Auch die Franzosen wissen sich zu schützen |
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