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Der 11. September 2001 hat eine historische Bedeutung erlangt. Wie müssen die terroristischen Anschläge im Abstand von vier Monaten beurteilt werden? Was ist daraus zu lernen?
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Die Terroranschläge in den USA waren kein „Anschlag auf die Zivilisation“, sondern ein jedweder Zivilisation hohnsprechender Anschlag auf die Symbole der amerikanischen Geld- und Wirtschafts macht (World Trade Center), ihrer militärischen Macht (Pentagon) und - mißglückt - wahrscheinlich ihrer politischen Machtzentrale (Weißes Haus). Sie wurden durchgeführt mit kalter Brutalität und unter Inkaufnahme Tausender unschuldiger Opfer.
Für die USA war der Schock um so größer, weil seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion sich hier ein Gefühl ausgebreitet hatte, daß keine Macht der Welt ihnen ernsthaften Schaden zufügen könnte. Ein Gefühl, das sich auch daraus herleitete, daß alle Kriegsbeteiligungen der USA im 20. Jahrhundert sich ohne direkte Bedrohung des eigenen Territoriums vollzogen.
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Nach der einhelligen, ständig wiederholten Darstellung der amerikanischen politischen Führung befinden sich die USA seit dem 11. September 2001 im Krieg. Diese Tatsache sollte uns jeden Tag einen Satz von Jean Paul aus dessen Friedenspredigt in Deutschland (1808) ins Gedächtnis rufen: „Im längsten Frieden spricht der Mensch nicht so viel Unsinn und Unwahrheit als im kürzesten Kriege.“ Das heißt, jede Nachricht über den Krieg in Afghanistan und die Auseinandersetzung mit dem islamistischen Terrorismus muß mit äußerster Vorsicht und Skepsis aufgenommen werden. In bezug auf Lügen in Kriegszeiten, das zeigt besonders die Erfahrung des vergangenen Jahrhunderts, gibt es zwischen Demokratien, Diktaturen und jedweder anderen Staatsform keinen Unterschied.
Erinnern wir uns nur an den letzten Golfkrieg. Eine kleine Araberin präsentierte im Fernsehen ihr angebliches Erlebnis, daß in einem Krankenhaus in Kuweit City irakische Soldaten Neugeborene aus Brutkästen gerissen und viehisch umgebracht hätten. Die amerikanische Nation kochte vor Wut. Eine große Mehrheit stellte sich hinter den Krieg. Erst später wurde bekannt, daß die amerikanische Agentur Hill & Knowlton diese eindrucksvolle Szene erfunden und bewerkstelligt hatte. Die erfundene Szene brachte den gewünschten Umschwung in der öffentlichen Meinung der USA.
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Die spontanen, kaum erklärlichen Bewegungen auf dem Aktienmarkt in den USA vor dem 11. September weisen ziemlich eindeutig darauf hin, daß es Wissende gab, die von der bevorstehenden Katastrophe profitieren wollten. Diese Wissenden setzten hohe Summen auf eine Krise, die den Aktienwert von Fluglinien, Touristikunternehmen und Versicherungsgesellschaften nach unten treiben würde. Amerikanische Geheimdienste sind dieser Entwicklung nachgegangen. Es gibt bisher jedoch keine aussagekräftigen Ergebnisse, die der Öffentlichkeit zugänglich sind. Daß es sich um „Zufälle“ handelt, halten Aktienexperten infolge des Umfangs der Spekulationen für ausgeschlossen.
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Es bleiben weitere offene Fragen in bezug auf den 11. September. Zum Beispiel: Wie ist es zu erklären, daß die beiden großen US-Geheimdienste nichts von den umfangreichen Vorbereitungen für die Attentate erfuhren, aber sofort die Schuldigen zu nennen wußten und Moslems in den USA und in Europa verhaftet wurden? War ein Osama bin Laden wirklich in der Lage, einen solchen Anschlag vorzubereiten? Wie sagte doch Peter Scholl-Latour: „Er kann in seinen Lagern vielleicht seinen Kämpfern eine infanteristische Ausbildung verpassen, aber mehr ist kaum vorstellbar ... Das ist das Interessante an der Sache, daß sich niemand zu dem Anschlag bekennt, dadurch wird nur alles noch unheimlicher. Daraus aber resultiert gerade der krampfhafte Versuch der Amerikaner, der Angelegenheit mit Osama bin Laden ein Gesicht zu geben. Wir sind nicht im Krieg, aber in der Phase der psychologischen Kriegsführung.“
Zweifel an der Echtheit des angeblich in einem verlassenen Haus in Jalalabad im Osten Afghanistans entdeckten Videos von vierzig Minuten Länge sind berechtigt. Daß ausgerechnet ein „Amateur“ Szenen mit solchen brisanten Äußerungen in einer politisch hochsensiblen, nicht öffentlichkeitswirksamen Zusammenkunft aufnehmen durfte, ist zumindest sehr fragwürdig.
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Zu einer dauerhaften Befriedung Afghanistans wird die amerikanische Militäraktion nicht führen. Der sogenannten Nordallianz, derer sich die USA bedienen, geht es allein um die Macht im Lande. Sie ist weder moralischer noch führungsfähiger als die Taliban. Und auch ihre Anpassung an amerikanische Wünsche ist nur taktischer Natur. Peter Scholl-Latour, einer der wenigen Kenner dieser Weltregion auf unserem Kontinent, schrieb am 30. September 2001 in der „Welt am Sonntag“: „Als ich mich 1981 im Gefolge der streng religiösen Hizb-e-Islami durch das Gebirge quälte, stimmten die wackeren Gotteskrieger, überwiegend Tadschiken, immer wieder den Ruf ‚Allahu akbar‘ an. Obwohl sie gegen die Sowjets kämpften und Waffen wie Finanzunterstützung aus den USA bezogen, brüllten sie fast ebenso oft den Fluch ‚Makbar Amrika‘ - Tod den Amerikanern.“
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Die Zahl der Bücher, die sich über die christliche Religion kritisch hermacht und ihr vorwirft, an vielen Kriegen und Verfolgungen Andersdenkender teilgenommen zu haben, ist in den letzten Jahrzehnten Legion. An der Spitze steht Karlheinz Deschner mit seiner vielbändigen „Kriminalgeschichte des Christentums“. Das christliche Abendland und die in ihm inzwischen dominierenden Spaß- und Selbstverwirklichungsgesellschaften begrüßen solche Bücher als „moderne Form der Aufklärung“.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann (Wahlkreis Fulda) hat nun - wie auch in Büchern anderer kompetenter Autoren wie Peter Scholl-Latour („Allah ist mit den Standhaften“), Hans Peter Raddatz („Von Gott zu Allah“) oder Rolf Stolz („Kommt der Islam? - Fundamentalisten vor den Toren Europas“) ausführlich dargestellt - auf die aggressiven Seiten des Islam hingewiesen. Unter anderen zitierte er die 9. Sure, Vers 30 des Korans, in der es heißt: „Und es sprechen die Nazarener ‚Der Messias ist Allahs Sohn‘. Solches ist das Wort ihres Mundes. Sie führen ähnliche Reden wie die Ungläubigen von zuvor. Allah schlage sie tot.“
Da hatte er in ein Wespennest gestoßen. Susanne Kastner, Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion im Bundestag, nannte seine Äußerungen „primitiv und platt“. Jörg van Essen, Kirchenbeauftragter der FDP, empörte sich ebenso wie die Grünen-Bundestagsabgeordnete Christa Nickels, die ihm vorwarf, Andersgläubige zu beleidigen. Medien vermißten bei ihm „religiöse Toleranz“ und rückten ihn in den Geruch der Ausländerfeindlichkeit.
Die Diskussion um den Umgang mit dem Islam nach dem 11. September zeigte, daß die Mehrheit unserer politischen Führungskräfte in Deutschland nicht die berechtigten Ängste breiter Bevölkerungskreise vor einem weiteren Verlust der eigenen kulturellen Wurzeln teilt, sondern ihre Sorge dahin geht, fremde Kulturen könnten bei uns in ihren Ausbreitungsbestrebungen behindert werden.
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Auch in Deutschland gab es da und dort Böllerschüsse und Freudengeschrei von hier lebenden Moslems, als die Anschläge in den USA über das Fernsehen bekannt wurden. Unverhohlenes Wohlwollen kam selbst aus moslemischen Kreisen, die keinesfalls als besonders radikal gelten. Wo liegen ihre Motive?
1. Im ungelösten Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Die USA werden als „Knechte Israels“ in großen Teilen der arabischen Welt verachtet.
2. In der anhaltenden Blockade und Bombardierung des Irak durch die USA, auch zehn Jahre nach Kriegsende.
3. In der Anwesenheit „ungläubiger“ amerikanischer Soldaten auf dem „Heiligen Boden“ der arabischen Halbinsel.
4. Im Widerwillen gegen den tief verwurzelten, missionarischen Glauben der politischen Führungsschicht der USA, die Einführung ihres wirtschaftlichen und politischen Systems könne alle Völker der Erde glücklich und zufrieden machen. Die arabische Welt, ebenso wie Teile des slawischen und asiatischen Ostens, sehen im Streben der USA, immer weitere Staaten der Welt für ihre schrankenlose Wirtschaft zu öffnen, eine Mißachtung ihres über viele Jahrhunderte gewachsenen wirtschaftlichen, religiösen und politischen Eigenlebens.
5. In der Verachtung dessen, was die USA an Kultur exportieren. Der amerikanische Film beispielsweise mit seinem Kult von Gewalt, Horror und Sex steht dem Geist des Islam diametral gegenüber und ruft aggressive Gegenkräfte hervor.
Die leider in diesen Fragen weitgehend beratungsresistente politische Führung der USA muß lernen, die gewachsenen Werte anderer Kulturen, Religionen und Völker zu respektieren. Und zwar unabhängig davon, wie diese Werte aus westlicher Sicht beurteilt werden mögen. Der amerikanische, schwerpunktmäßig auf Profit ausgerichtete „way of life“ ist für viele Völker und Stämme unserer Erde keine Alternative. Im Gegenteil, er nimmt gerade den Armen unter ihnen das Wertvollste, was sie besitzen, ihre Wurzeln.
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Ein hoher Unsicherheitsfaktor in der Weltpolitik der nächsten Jahre ist Saudi-Arabien. Das Land ist die Wiege des Islam mit einer strenggläubigen Bevölkerung. Die Westorientierung seines Königshauses wird von den Einheimischen nur geduldet, weil die Erdölexporte - besonders jene in die USA - einen einzigartigen Wohlstand garantieren. Die 5.000 dort stationierten US-Soldaten sind bei den Einheimischen mehr als unbeliebt. Daß zehn von 19 identifizierten Attentätern des 11. September aus Saudi-Arabien stammen, ist kein Zufall. Noch gelingt der Staatsführung der Spagat zwischen Unterstützung der Anti-Terror-Kampagne und dem Wohlwollen gegenüber den einflußreichen islamischen Geistlichen im Lande. Aber die Situation ist für König Fahd und seinen 78jährigen Bruder, Kronprinz Abdullah, seit dem 11. September schwieriger als je zuvor. Die Frage, ob das Herrscherhaus dem Balance-Akt auf die Dauer gewachsen ist, scheint offen.
Wiege des Islam: Ein Koranvers ziert die Flagge Saudi-Arabiens
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